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Verhinderter Erstschlag (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 24.06.2011, 12:44 (vor 4935 Tagen) @ Gerhard (4501 Aufrufe)

Hallo, Gerhard!

Zusatzfrage: würden ihre Vorbereitungen genauso wenig bemerkt werden, wie anno 1940 die russischen von den Deutschen - und die deutschen von den Russen?

Dir ist offenbar nicht bekannt, daß es sich beim sogenannten "Überfall" Deutschlands auf die Sowjetunion um einen Präventivschlag zur Verhinderung eines russischen Feldzuges in Mittel- und Westeuropa handelte.

Aus einer Besprechung des Buches "Stalins verhinderter Erstschlag" von Viktor Suworow:

"Daß Stalin Deutschland 1941 überfallen wollte und zu diesem Zweck in den
nordwestlichen, westlichen und südwestlichen Grenzregionen seines Imperiums eine
millionenstarke Heeres- und Luftmacht konzentriert hatte, eine Angriffswalze mit den
damals modernsten Panzertypen, sei heute eine Tatsache, so Suworow, die eigentlich
keiner Rechtfertigung bedarf, sprächen doch die Fakten für sich selbst. "Ein einheitlicher
sowjetischer Invasionsplan existierte und wurde in allgemeinen Zügen von der
deutschen Aufklärung aufgedeckt", konstatiert Suworow. "Der deutsche Botschafter, Graf
von der Schulenburg, legte diesen Plan am Vormittag des 22. Juni 1941 dem Genossen
Molotow ziemlich genau dar und übergab ihm auch ein Aide-Mémoire. Dieser von der
deutschen Aufklärung aufgedeckte Invasionsplan war eigentlich Grund und Anlaß des
deutschen Angriffs, der eine Präventivmaßnahme zum Schutz vor einem unausbleiblichen
und baldigen sowjetischen Angriff darstellt." (Seite 231)"

Man wußte damals also zumindest in Grundzügen, was vor sich ging. Von einer Überraschung kann keine Rede sein. (Und der Fall Barbarossa war eine vernünftige Reaktion auf die Lage.)

Die heutigen technischen Möglichkeiten machen es noch weitaus weniger wahrscheinlich, daß Kriegsvorbereitungen unbemerkt vor sich gehen.

Auch die im Vorfelde des Krieges stehenden Ereignisse, die roten Revolutionen, die Besetzung Mitteldeutschlands, das "Einsammeln der Fahnen der Sowjetunion" durch Russland (wie es bei Josip Terelja angeblich heißt), der Konflikt am Balkan, die Konferenz, lassen darauf schließen, daß man sich des drohenden Verlaufs des Konfliktes im Westen durchaus bewußt ist.

Wir können also getrost davon ausgehen, daß die westlichen Führungen der Zukunft (wie auch immer diese aussehen mögen) über den bevorstehenden russischen Angriff informiert sind. Es wäre auch nicht möglich, innerhalb von drei Tagen eine wirksame Verteidigung am Rhein zu etablieren, die Legung des gelben Striches vorzubereiten, etc.

Die Überraschung durch den Angriff liegt wahrscheinlich nur bei der Bevölkerung, die wie immer nicht weiß, was tatsächlich vor sich geht.
Das Märchen vom russischen Überraschungsangriff sollten wir so langsam vergessen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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