Danke, Taurec, für den Link! Ich kenne die Diskussion sehr genau. Das Referat im Ostpreussenblatt ist 10 Jahre alt. Vorletztes Jahr erschien zum Beispiel "Überfall auf Europa: Plante die Sowjetunion 1941 einen Angriffskrieg? Neun russische Historiker belasten Stalin." Es setzt diese Argumentationslinie mit vielen neuen Details und Belegen fort.
Du schreibst richtig, und diese Sachlichkeit und Ausgewogenheit gefällt mir so bei Dir: "man wußte in Grundzügen" und "die Reaktion war vernünftig".
Hätte die Führung des "Dritten Reiches" und der Wehrmacht diese Informationen zu ihrer Zeit (1940/41) so vollständig gehabt, wie die Historiker (leider nur russische?) sie heute sehen, wäre ein Präventivschlag (ich sage ausdrücklich nicht Präventivkrieg) nicht nur gerechtfertigt sondern sogar zwingend geboten gewesen - und deswegen habe ich das Unternehmen in meinem Beitrag einerseits "verzweifelt" genannt.
Die Führung damals hatte ausreichende aber nicht die vollen Informationen, wie sich am einfachsten anhand der Tagebücher von Gobbels nachprüfen lässt. Aber gerade deswegen war das Motiv "Präventivschlag" nur eines unter vielen anderen, und zwinge mich bitte nicht, hier aus den Reden und Schriften Hitlers zitieren zu müssen. Aufgrund meiner eigenen, persönlicher Zusammenfassung und Beurteilung seiner hinreichend belegten Äußerungen habe ich mir erlaubt, das Unternehmen wegen dem, was er und seine Anhänger in es hineingetragen haben, deswegen gleichzeitig als "verflucht" zu bezeichnen.
Ich will aber weg von der Vergangenheit, denn hier dreht es sich um die Zukunft. Das 20. Jahrhundert hat etwa ein Dutzend geschichtliche Fragen eröffnet und zu beantworten versucht, aber bis heute für keine einzige davon die angemessene Antwort gefunden. Eine dieser altbekannten Fragen ist die "russische Frage". Obwohl sie auch eine globale Perspektive hat, stellt sie sich aus unserem deutschen und europäischen Blinkwinkel wie folgt dar: können wir Europäer zusammen mit Russen, Weißrussen und Ukrainern friedlich, hier in unserer Weltecke, nebeneinander leben (ich habe die Frage absichtlich nicht "politikwissenschaftlich" formuliert, denn es ist eine ganz einfache, menschliche Frage). Die Antwort lautet: zur Zeit können wir es offenbar nicht. Beweis: hier in Deutschland stehen 52.000 US-Soldaten. Mehr gibt's, außerhalb der USA, nur noch in Afghanistan. Hier ist nicht der Ort, in die Diskussion dieser Frage einzusteigen. Ich will nur so viel sagen: weil - und so lange - wir unfähig sind, diese Frage erwachsen, rechtschaffen und friedlich zu lösen - und die Antwort dann auch aufrichtig zu leben -, wird immer Gefahr bestehen, dass Russland nochmals an den Rhein kommt, und wir nochmals nach Moskau müssen.
Die Geschichte gibt uns nicht unendlich lange Zeit, unsere Problem zu lösen. Sie schreitet nach Regeln voran, die so präzise laufen wie eine Schwangerschaft. Und irgendwann muss dann halt die Geburt stattfinden. Es könnte eine sanfte und natürliche Geburt werden, das liegt - wie gesagt - in unseren eigenen Händen. Oder aber der "Große Monarch" wird es sein, der die Nabelschnur durchtrennt. Und für diesen Fall möchte ich das Blut und die Schreie vorher lieber nicht erleben.
"Von der kleinen Insel im Mittelmeer wird der Ruf des neuen Ritters ausgehen.
Und die Schiffe mit den falschen Flaggen werden untergehen.
Der erste Tag Europas."
"Die entsandten Heere haben am Rande des [größten] Platzes [der Welt] angehalten.
Die Waffen sind an jenem Tag besiegt, die der Erde, die des Himmels."
(Sobald ich Zeit finde, werde ich in Beantwortung der Fragen von Keynes noch ein paar weitere Gedanken hierzu einstellen).
Gruss, Gerhard