Hallo ITOma,
manchmal ist es schon eigenartig, auf welch vielschichtige Weise Träume, Gesichte und reales Geschehen miteinander verbunden sind.
Zunächst einmal fällt mir auf, dass wie bei Hesse in Luxemburg und meiner Reise als Gulliver sich nach einer Orientierungsphase die Perspektive von "von oben" zu "mittendrin" änderte.
Traum von einer großen Welle im Mittelmeer (22.1.)
Ich "schwebte" in Richtung Griechenland und befand mich im nächsten Bild
mit meiner Familie im Meer. Sowohl "nördlich" als auch "südlich" von mir
war Land. Der Strand in Richtung Süden war nicht weit entfernt und ich
sah viele Menschen im Meer, die dort ausgelassen im Wasser planschten.
Du hast dabei nach "Süden" geschaut? Oder nach "Norden"?
Ich habe Richtung Süden geschaut.
Plötzlich kam von "Norden" eine große Welle (10 - 20 Meter hoch). Es war
eine Welle, wie man sie in Filmen von den Surfgebieten in Australien
oder Hawaii sieht. Ich konnte die Welle von der Seite sehen, es waren
die Momente, bevor sie sich überschlägt. Dann war der Traum zu Ende.
Hast Du Dich im Traum umgedreht? Kam die Welle von vorn oder von der Seite auf Dich zu?
Ja, ich habe mich zur Seite umgedreht und dann die Welle von der Seite gesehen.
Ob es sich hier wirklich um die Himmelsrichtungen Nord und Süd gehandelt
hat, kann ich nicht sagen. Mein erster Gedanke war, dass die Relationen
wieder etwas verändert sind und es sich bei dem einen Landstrich um
Griechenland und bei dem anderen um Ägypten handelte.
Das würde ja ungefähr hinkommen mit Norden und Süden. Nur Ägypten fehlt bislang irgendwie noch in der Reihe der Flüchtlingsquellen und -zwischenstationen. War das ein Gedanke während des Traums, oder danach?
Während des Traums.
Griechenland und Ägypten, das passt natürlich zur Lage von Kreta.
Und Ägypten passte zu den bevorstehenden Ereignissen dort.
Auf jeden Fall kam
die Welle nicht vom offenen Meer. Gedacht, aber nicht gefühlt:
vielleicht war es ein Meeresabschnitt zwischen Inseln oder zwischen
Griechenland und der Türkei. Die beiden Landstücke lagen sich jedenfalls
gegenüber und die Welle war dazwischen.
Die Urlaubsinsel war übrigens Kreta und liegt genau zwischen Griechenland und Ägypten.
Den gedachten Meeresabschnitt zwischen Griechenland und der Türkei hatte ich übrigens sehr konkret im Sinn. Ich kannte Kos und hatte Bodrum von dort aus bereits selber mit dem Schiff besucht. Es ist ein Katzensprung.
Ja. Und es ist wohl jetzt einer der Hauptwege, auf denen die Flüchtlings"welle" gen Europa rollt.
Genau. Ich empfinde es schon als seltenen Zufall, dass ich zum einen vorher bereits Kos und Bodrum kennengelernt hatte und dann nach dem Traum auch an diese Gegend dachte.
Zeitlich waren wohl Urlaub und "Flutwelle" miteinander verknüpft.
Das heißt, Dein Urlaub dort hat schon stattgefunden?
Ja. Ich habe bewusst während des Urlaubs nicht ins Internet geschaut und auch nicht auf die Zeitungsständer geachtet. Bis auf einen Tag. Ich sah das Bild von dem toten Jungen am Strand von Bodrum auf der Titelseite der Zeitungen.
Ich will ehrlich sein, ich hatte echt Bammel vor einer Flutwelle. Übrigens nicht ganz unbegründet, denn in den vergangenen 510 Jahren wurden im östlichen Mittelmeer 160 Tsunamis registriert. http://www.sueddeutsche.de/wissen/tsunami-gefahr-kein-ort-am-mittelmeer-ist-sicher-1.202074
Da ich bei der Buchung nicht mehr an den Traum gedacht hatte, versuchte ich mich im Frühjahr davon zu überzeugen, dass es sich vielleicht doch um einen symbolischen Traum handeln könnte. Ich dachte bei den Fluten an Aufstände oder politische Umbrüche, ganz in Anlehnung an Ägypten (-> Welle in Richtung Süden). Der Grexit und mögliche Folgen waren ein weiteres Gedankenspiel, welches zu Griechenland gepasst hätte.
Es war Deine Interpretation des hellgrünen Wassers, welches für mich den Bezug zur Flüchtlingswelle so plausibel macht. Und die mangelnde Sensibilität Deiner Freunde in Deinen Wasserträumen. Genauso erlebe ich die derzeitigen Entwicklungen auch und kann Deine erhöhte Sensibilität hierbei ganz besonders nachvollziehen.
Als Du Deine Wasserträume 2010 eingestellt hast, vermutetest Du, dass sie vielleicht anzeigen, dass die kommenden (realen) Überflutungen näherrücken.
So würde ich das auch interpretieren.
Die Zeitpunkte unserer Träume deuten auf diesen Zusammenhang von Beginn/Ursache und Endergebnis/Wirkung hin.
Und vielleicht hatte Hesse auch aus diesem Grund seine Bilder zu Luxemburg genau zu dieser Zeit.
Wenn man diesen Gedanken weiter denkt, könnte bei Hesses Traum noch ein weiterer Aspekt eine Rolle spielen: Die Symbolik Luxemburgs als Verwaltungssitz der EU und Finanzplatz.
Möglich auch, dass symbolisches und reales Geschehen eines Tages zusammenfallen (Synchronizität) und die Flüchtlingswelle ein Vorbote der Wasserwelle ist.
Es grüßt herzlich die Elfe