Mehr Schein als Sein ... (Schauungen & Prophezeiungen)

Wizard, Berne, Samstag, 10.10.2015, 21:19 (vor 3309 Tagen) @ ITOma (4522 Aufrufe)

Moin ITOma

Das Problem liegt, denke ich, tiefer. Diese ganzen überflüssigen Käufe von Konsumgütern sind Ersatzbefriedigungen für etwas, das den meisten Leuten die letzten 70 Jahre lang gründlich ausgetrieben wurde: der Stolz auf ihre Leistungen ...

Ja, völlig richtig!
Sicher ist es auch eine Ersatzbefriedigung, aber auch ein sich selber falsch definieren. Früher haben sich die Leute über das definiert, was sie sind und selber erreicht haben. Beispielsweise über die geleistete Arbeit - Als Tischler beispielsweise über die hergestellten Möbel, und man war bestrebt da das Beste zu geben, was einem möglich war. Das hat sich geändert. Aus Beruf (Berufung) wurde "Job", wo es völlig wurscht ist. Als Ersatz versucht man es dann mit mehr Schein als Sein. Früher hat man Waschmaschinen gebaut, die 20 Jahre gehalten haben, und die hatten auch ihren Preis (den sie wert waren). Heute baut man Waschmaschinen die kaum ihre Garantiezeit überstehen, als billigste Massenware mit eingebauten "Sollbruchstellen" bzw. Chips die das Gerät nach Erreichen der vorgegebenen Betriebsdauer dauerhaft abschalten. Und sie haben sogar einen Fachbegriff dafür: Geplante Obsoleszenz.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz

"Ohne Auto leben" klappt nur in den Städten ...

Nein, eben nicht.
Ich wohne seit mittlerweile knapp 20 Jahren "auf dem Lande", und genau so lange höre ich von allen Seiten, dass es ohne Auto gar nicht geht. Es geht, man muss es nur wollen! Über Jahre hinweg bin ich täglich 70 bis 100 km per Fahrrad gefahren. 70 km war alleine der Arbeitsweg (35 km hin und 35 km zurück). Und das für "ehrenamtliche" Arbeit. Man kann sogar mal eben knapp 600 km per Fahrrad abbeißen. Als grobe Ortsangabe Berne --> Elbingerode, knapp 300 km hin in etwa 34 Std. (inklusive Pausen). Ein bisserl Werkzeug und Material abliefern, etwas Arbeiten und nach zwei Tagen wieder in etwa 34 Std. zurück*. An meinen jüngsten Bruder komme ich damit allerdings nicht heran. Der ist mal eben von Oldenburg nach Spanien geradelt um Muttern zu besuchen. Hab’s nicht genau im Kopf, waren etwa 2.500 km in einer Woche oder so, und nach 14 Tagen zurück.

*Für die nächsten Fahrten muss ich mir unterwegs einen Übernachtungspunkt anlegen. Mit ü50 ist es doch ein bisserl happig, ohne Übernachtung durchzubrettern. Besonders, wenn dann auf zukünftigen Fahrten andere mitfahren. Ach ja, hatte das schon BB mitgeteilt, das sind genau solche Fahrten, bei denen uns dann mal der Tsunami im Nacken hängt (Schauung aus dem ZF). Damit ist dann auch die damalige Frage geklärt, warum wir bei einer Fahrradtour in den Harz so wenig Ausrüstung dabei haben, und so viel anderen Kram. Wir haben an Ausrüstung nur das dabei, was man für eine solche Fahrt dabei hat. Der Rest sind Umzugsklamotten. Den Ort, wo wir dann von der geplanten Route abweichen müssen, um in höheres Gebiet zu kommen, kann ich mittlerweile auf rund 10 - 15 km eingrenzen. Die Ortschaft wo wir dann bergauf flüchten ist nicht Bad Grund, sondern Langelsheim. Das erklärt auch, warum ich dann anschließend vom Berg herunter, Richtung Salzgitter (Bad), die Verwüstung begutachte. Nicht weil wir und dann extra dort hin begeben, sondern weil wir schon da sind. Die Abweichung von der üblichen Route liegt vermutlich irgendwo zwischen Ringelheim und Jerstedt. Eventuell die Abzweigung von der B6 auf die L515, kurz vor Jerstedt.

Außerhalb der Städte ist es mittlerweile de facto unmöglich, ohne KFZ zu leben. Alle Infrastruktur (Läden, Schulen, Ärzte, Behörden) ...

Ist es de facto eben nicht, ich habe es mit meiner Familie vorgemacht. :-D

Und das Auto ist natürlich auch ein Statussymbol.

Ja, ist es leider.
Dabei gibt es mittlerweile echte Alternativen. Aber die sind weder gewollt, noch gibt es dafür irgendwelche Förderungen, weshalb die nichtgerade günstig in der Anschaffung sind.

Ein Milan tät mich beispielsweise reizen(mit passendem Anhänger):
http://www.youtube.com/watch?v=nIFpMrQ3CgQ

Alternativ auch ein Steintrike "Wild one" mit 28er Hinterrad (ebenfalls mit passendem Anhänger):
(Geländetauglich, aber ohne Verkleidung)
http://www.youtube.com/watch?v=wu40rW2fGpM
http://www.youtube.com/watch?v=iBvH9n8QICU

Beides sind Fahrräder, und somit ohne Nummernschild und Steuern (und für Faule lassen sich beide mit E-Antrieb nachrüsten).

Das liegt daran, daß sie wissen: sie können von Hartz4 kaum menschenwürdig leben und werden zusätzlich noch systematisch stigmatisiert als "asoziale Schmarotzer". Sie würden nicht nur den bisher mit Zweit- und Drittjob mühsam gehaltenen Lebensstandard verlieren, sondern vor allem ihre soziale Stellung. Besonders wenn man Kinder hat, überlegt man sich das dreimal. Die sind dann in der Klasse, im Sportverein usw. nämlich unten durch. Will man ihnen das antun? (Ich weiß, wovon ich rede. Ich war zeitweise eine von denen mit Kind und drei Jobs.)

Jein.
Man kann von H4 durchaus menschenwürdig leben, wenn man will (mache ich ja auch). Und ein Großteil der Leute mit ihren Zweit- und Drittjobs haben nicht mal so viel, weshalb sie noch mit H4 aufstocken müssen. Ich kenne genügend davon. Beide Ehepartner reißen sich auf je zwei bis drei Jobs den Arsch auf, müssen zusätzlich H4 beziehen, haben weder Zeit für die Kinder, noch sonst irgendwas. Und wo für? Für irgendwelchen Konsummüll, um damit vor anderen herumzuprotzen. Ich habe auch lange genug in Jugendtreffs gearbeitet, und Gespräche mit Kindern und Jugendlichen geführt. Ja, sie haben das neueste Handy in der Tasche, zu Hause zwei bis drei Spielkonsolen, plus PC und teure Markenklamotten um wie ihre Eltern vor anderen damit zu protzen. Aber sie heilen auch herum, weil ihre Eltern niemals für sie Zeit haben. Mehr als einmal habe ich zu hören bekommen "Ich wünschte, du wärest mein Vater", und wie sehr sie meine drei Jungs beneiden. Und nicht wenige haben sich an meine drei Jungs gehängt, in der Hoffnung bei unseren "Abenteuerreisen" mitzukönnen. Meine drei Jungs hatten es nie nötig vor anderen mit sinnlosen Kram herumzuprotzen, den am Ende doch jeder hat.

An Anderer Stelle hatte ich da auch schon mal das Beispiel "Schulaufsatz nach den Ferien" gebracht. Kennt ja so ziemlich jeder von uns, die Schulferien sind zu Ende, und die erste Frage vom Lehrer "Na, was habt ihr denn schönes in den Ferien gemacht?", und dann darf man darüber einen Aufsatz schreiben. Bei den meisten anderen Schülern kommt das sowas wie "Urlaub auf Malle", wo die Eltern die meiste Zeit am Saufen waren, und sie selber sich zu Tode gelangweilt haben. Langt für eine mühsam zusammengekratzte halbe DIN A4 Seite. Bei meinen Jungs "Wanderurlaub im Harz", Material für einen ganzen Abenteuerroman mit Dingen, die die Anderen nie erleben, kennenlernen oder erlernen werden. Meine Jungs brauchen kein Handy zum Angeben, die konnten mit Feuerbohren und ähnlichem angeben. Ob man sich als "asoziale Schmarotzer" fühlt, oder betiteln lässt, ist rein eine Sache der Einstellung und Erziehung.

Stimmt, das ist auch ein Faktor. Aber eben nicht der einzige.

Der Hauptsächliche!

Konsumverzicht ist wie eine Schrotflinte. Man trifft schon, aber es gibt auch viel Schaden: die Wirtschaft des eigenen Landes, die nötigen und erwünschten Investitionen wie Schulen, öffentlicher Nahverkehr, Krankenhäuser, Altenpflege ... Du kannst eben nicht bestimmen, wofür die Steuern verwendet werden. Die Regierenden haben keine Skrupel, die Steuern für ihre eigenen Zwecke zu verwenden (für die Kommunen, für Radwege und Schulen ist kein Geld da, für bankrotte Banken oder mal 'ne Million Zuwanderer aber immer!). Wenn zu wenig Steuern für die Ausgaben da sind (wie schon seit Jahren), nimmt die Regierung eben Schulden auf. Die dürfen dann unsere Kinder und Enkel bezahlen. Und Du wirst sehen, wenn das mit dem Konsumverzicht um sich greift, führen sie die Kopfsteuer wieder ein.

Das ist so nicht ganz richtig.
Woher kommt den ein Großteil der "Protzkonsumgüter"? Das Wenigste davon kommt aus dem eigenen Land! Und ja, ganz richtig. Für das eigene Land, für die eigene Infrastruktur ist kein Geld da, aber für alles Andere sind Milliarden da. Klar können und werden die wieder eine (weitere) Kopfsteuer einführen, und noch eine, und noch eine ... Na und? Geld können sie nur dort holen, wo welches zu holen ist. Und das sind hauptsächlich die Dummen mit ihren Zweit- und Drittjobs, die dann noch so blöd sind, sich einen weiteren Job zu suchen.

Dann mußt Du arbeiten, um die zu bezahlen, oder auswandern.

Ach, muss man das? Höchstens, wenn sie einen mit vorgehaltener Waffe zwingen. Und selbst dann hat man noch Möglichkeiten.

Ja, uns ist das klar, aber das ist zu lang für eine "Bild"-Schlagzeile. Das hatte ich gemeint mit "der einleuchtende Zusammenhang.
Außerdem weckt "Steuern, die ich nicht bezahle" aufgrund jahrzehntelanger Indoktrination in Deutschland sofort die Assoziation "Schmarotzer" . In Italien und Griechenland ist das anders, da ist man ein Held, wenn man keine Steuern zahlt. Aber damit das bei uns ja nicht einreißt, wird ja gerade ein Exempel an Griechenland statuiert.

Eben Drum, die jahrzehntelange Indoktrination. Und aus der gilt es auszubrechen.

Angreifbar ist man natürlich immer, sobald der Angreifer sich einen Dreck um Recht und Gesetz schert, oder sich das Recht einfach selber bastelt. Aber sonst mit dieser Methode kaum. Und erreichen kann man damit durchaus etwas: Gandhi war ja auch nicht gerade erfolglos.

Gandhi ist ein schönes Beispiel.
Was genau ist dort abgelaufen?
Vom Prinzip her genau das, was ich hier angesprochen habe!

Bis denne

Wizard


Anführer = Erster unter Gleichen, jemand der den Anderen als Vorbild DIENT, den Anderen also voran geht und nicht jemand der die Anderen voran peitscht.


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