die geheimnisvollen Uli-Figuren (Freie Themen)

Sagitta, Sonntag, 19.03.2017, 01:39 (vor 2841 Tagen) @ Ulrich (5785 Aufrufe)

Hallo Ulrich!

Zunächst eine Bitte um Entschuldigung für das 'toltekisch', das Du nicht verwendet sondern nur zitierend aufgegriffen hattest!

Sodann Dank für Deinen Beitrag zum zweiten Feldpostbrief (FPB). Du sprichst darin Dinge aus, die auch mir schon einige Zeit durch den Kopf gehen, doch hätte ich mich nicht getraut, das öffentlich zu sagen. Da die Handschrift in beiden Briefen eigentlich fast die gleiche ist, fällt es schwer, einen anderen Autor - oder aber denselben Autor Jahrzente später schreibend zu vermuten. Und eigentlich möchte ich nicht so weit gehen, Rill als einen Fälscher zu bezeichnen. Es wäre dringend nötig, hier Erkundigungen vor Ort einzuziehen (wie auch zu Irlmaier und Schwär). Anders kommt man nicht weiter.

Bis dahin bleibt, wenn die FPB kritisch durchleuchtet werden sollen, nur die literaturkritische Analyse. Ich habe bereits einmal darauf hingewiesen, dass der Elsässer beispielsweise die erste Veröffentlichung vom Eismeerfischer im Dagbladet gekannt bzw. in seinen Freimaurerkreisen dazu weitere Hintergrundinfos bekommen haben könnte (Oberst Melander).

In dieser Hinsicht ein weiterer Punkt wäre etwa das Buch der Madame de Ferriëm. Es hat vor dem Ersten Weltkrieg einige Aufmerksamkeit im Kreise von Spiritisten und Okkultisten erlangt (der Name ist ein Pseudonym, es handelt sich um eine Berlinerin, quasi die 'Großmutter' der Hoffmann). In diesem Buch wird beispielsweise vorausgesagt, dass der erste Krieg des 20. Jahrhunderts bis 1919 dauern würde. Dabei wird gleich noch eine 'Bestätigung' nachgeschoben in Form eines Hinweises auf die Zyklenlehre von Mewes. Somit ist denkbar (aber nicht bewiesen!), dass der Elsässer aus diesem Kontext heraus seine Voraussage über die Dauer des ersten Weltkrieges gewagt haben könnte.

Übrigens ist im gleichen Buch der Madame de Ferriëm (Mein geistiges Schauen in die Zukunft, Berlin 1905) auch die Rede von einem Untergang Berlins in den Fluten eines künftigen Meeres, wobei hier eine sehr, sehr ferne Zukunft gemeint ist. Aber es könnte sein, dass wiederum Irlmaier eben diese Aussage aus jenem Buche zugetragen oder unterschoben wurde.

Für die Analyse der FPB stehen drei Methoden zur Verfügung: 'oral history' (Befragung von Zeitzeugen bzw. deren Nachfahren), Literaturkritik, Kriminologie. Alle stoßen an ihre Grenzen. Randomizer hat sowohl zu den FPB wie zu Irlmaier eine Ankündigung gemacht. Wir haben Zeit, um seine geplanten Veröffentlichungen abzuwarten.

Thema 99,99% bzw. Dein erster Beitrag von gestern: explizit hatte ich die Frage an Taurec gerichtet, denn ich vermute mal, dass er unter den 0.001% Brauchbarem und Substantiellem etwas ganz anderes versteht als ich. Vielen Dank aber für die sorgfältige und kritische Lektüre meiner Beiträge!

Dürfte ich einen Forums-Oscar für Deine nachhaltigen Bemühungen hier vergeben, dann würde ich eine Uli-Figur auswählen. Ethnologen meinen, diese Statuetten symbolisierten Hauptlinge, die zugleich nährend und beschützend seien (=Brüste), als auch männlich, tatkräftig, führend (= ...) und mithin - von mir hinzugefügt - kritisch auslesend.

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Uli-Figuren


Mit den besten Grüßen,

Sagitta


PS: Das Buch der Ferriëm wurde einst von Fred Feuerstein (den ich sehr vermisse!) in Auszügen hier auf dem Forum zitiert. Ich habe einen Scan (8 MB), den ich gerne hochladen kann, wenn jemand eine Adresse zur Verfügung stellen möchte (Dropbox o.ä.). Der Text ist sehr interessant hinsichtlich der Diskussion der verschiedenen Quellen der Präkognition (einschließlich der Fehlerquellen ...!), auch wenn er im 'Handbuch des deutschen Aberglaubens' nicht sehr wohlwollend besprochen wird.

Übrigens ist auch das 'Zentralblatt des Okkultismus' (Jahrgänge 1906-1932) inzwischen als Digitalisat online zugänglich. Es enthält viele Artikel und Beispiele zu Prophezeiungen. Stichwort- bzw. Volltextsuche ist möglich.

http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus_ga


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