Hallo Lost Centuries,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Eine Erklärung, warum es sich so entwickeln könnte, wie geträumt und interpretiert:
Laschet hat zwar im Moment keine Mehrheit, aber das könnte sich noch ändern. Möglicherweise haben viele Leute doch Bedenken gegen eine zu linke Regierung.
Nach Videotext ARD sieht es im Moment so aus:
CDU/CSU 22%
SPD 26%
AfD 11%
FDP 11%
Linke 6%
Grüne 15%
zusammen 91%
rechnet man die fehlenden 9% dem Rest zu, mit jeweils 1/10, kommt man auf
CDU/CSU = 22 + 2,2 = 24,2%
SPD = 26 + 2,6 = 28,6%
AfD = 11 + 1,1 =12,1%
FDP = 11 + 1,1 = 12,1%
Linke = 6 + 0,6 = 6,6%
Grüne = 15 + 1,5 = 16,5%
zusammen 100,1%
SPD und Grüne zusammen hätten dann 45,1%, nicht ausreichend für eine Mehrheit. Mit der Linken zusammen wären es 51,7%, nicht besonders stabil. Mit der FDP statt der Linken wären es 57,2%, würde gehen. SPD und CDU zusammen wären 52,8%, würde auch so gerade gehen. Mit der FDP zusammen 64,9%, fast eine Zweidrittel-Mehrheit.
Wahrscheinlich entscheidet die FDP, wie es ausgeht. Die FDP hält nichts von einer Linksregierung und hat nur wenige Schnittmengen mit den Grünen; insofern könnte es gut auf eine große Koalition mit der FDP hinauslaufen. Oder sie geht in die Opposition, bei einer großen Koalition mit ausreichender Mehrheit. Allein schon, um eine Linksregierung nicht zu unterstützen.
Scholz wollen zwar viele als Kanzler, aber der ist ja nicht der einzige SPD-ler in der Regierung. Er gehört wohl eher zu den Konservativen. Linke wie Kevin Kühnert und Saskia Esken wollten ihn eigentlich nicht in der Parteispitze, haben aber keine Wahl, wenn sie in die Regierung wollen. Hierzu ein Beitrag von Report München. Das ist so ähnlich wie Schmidt; der hat einmal zu seiner Partei gesagt, "Was Ihr wollt, geht mit mir nicht, und was ich will, geht mit Euch nicht." Vielleicht würden die sich eine Weile zusammenraufen, aber hinter den Kulissen könnte es stark kriseln.
Die Politiker der anderen Parteien wissen wahrscheinlich recht genau, was hinter den Kulissen passiert. Wenn Scholz ausschließt, mit den Linken zu koalieren, bleibt nur die FDP. Die wird hoch pokern, würde sich in ihren Zielen mit vielen Links-SDP-lern und den Grünen aber auf der Verliererseite sehen, gerade bei ihrer Minderheit in der Regierung, und daher wahrscheinlich nicht in eine Koalition mit den Grünen gehen. Die Politiker (-innen ) sind ja auch immer selber von des Gesetzen betroffen. Dann bleibt nur eine große Koalition mit der CDU/CSU.
Jetzt fragt man sich, ob dann trotzdem Laschet Kanzler werden könnte, wenn Scholz mehr Stimmen hätte. Wahrscheinlich würde er nicht auf die Kanzlerschaft verzichten. Theoretisch ist es möglich, dass er für erhebliche Gegenleistungen Laschet den Posten überlässt, vielleicht auch, weil er keine ultralinke Politik will. Es kann auch sein, dass die FDP nur mitmacht, wenn Laschet Kanzler wird und das als Bedingung einbringt. FDP und CDU/CSU hätten in der Koalition 26,3%, also erheblich mehr als die SPD allein. Doch das, denke ich, ist unwahrscheinlich.
Es könnte eher sein, dass viele Wähler die Linken nicht in der Regierung sehen wollen und dann lieber zur CDU/CSU tendieren als zu einer sehr linken SPD, wo nur Scholz gemäßigt ist. Insofern könnte es sein, dass Laschet auf den letzten Metern noch gewinnt, auch wenn es im Moment anders aussieht.
Weil Laschet wahrscheinlich nicht viel ändern wird - was aber nicht gut ist; es muss dringend etwas bei den hohen Mieten, den Geringverdienern und zum Klimaschutz gemacht werden (was auch ohne Verbote und Einschränkungen geht) - wird die Unzufriedenheit ansteigen und letztlich zu einem Scheitern der Regierung führen. Vielleicht gibt es auch einfach nur Unstimmigkeiten unter den Leuten in der Regierung. Laschet halte ich für ein bisschen schwach, was das Aufräumen unter Personal angeht; vielleicht geht es dann auch einfach nicht.
Jetzt zu der Zeit danach.
Es gibt tatsächlich eine Bewegung, sie heißt "Brand New Bundestag". Auf Phoenix lief am 15.09.2021 eine Reportage dazu, wiederholt am 22.09.2021 12:45 Uhr, der Titel war tatsächlich "Die Bewegung". Da sie viele Bundestagsabgeordnete einbezieht, könnte sich daraus tatsächlich eine einigermaßen starke politische Bewegung entwickeln. Sie geht über Parteigrenzen hinweg.
Ein wirtschaftlicher Höhenflug kann sich ergeben, wenn der Mindestlohn stark erhöht wird oder so; so könnte der Konsum stark steigen.
Zu dem von innen kommenden Zusammenbruch, der "Intervention": Es könnte ein Börsencrash sein. Wenn es im Zusammenhang mit einer Wirtschaftskrise steht, die auch andere Länder betrifft (56285), wird es wahrscheinlich von der Wirtschaftsseite aus kommen, wohl vom Finanzsystem. Es kann auch sein, dass so ein Blödsinn gemacht wird wie die Goldbindung aufzuheben, was zu der Inflation vom 1923 geführt hat, oder ein Computercrash an der Börse, igendetwas mit BitCoin oder so. Im Moment haben wir noch vernünftige Leute in der Bundesbank (Jens Weidmann), aber das kann sich ja ändern.
So ein Wirtschaftscrash kann tatsächlich katastrophale Auswirkungen haben, auch langfristig. Wenn dann nicht durch eine einige Regierung Maßnahmen getroffen werden, kann es schlecht ausgehen. Die USA haben damals nach dem schwarzen Freitag den Aufstieg nur geschaftt, indem der "New Deal" durch die Regierung unter Roosevelt eingeführt wurde, wobei der Staat massiv investiert hat, z.B. in Infrastruktur, und damit die Leute an Arbeit und so an Geld gebracht hat. (Da ist übrigens auch der Grund, warum Biden jetzt massiv in Infrastruktur investieren will und so die Wirtschaft wieder ans Laufen bringen will.)
Eine zerstrittene linke Regierung, noch dazu mit merkwürdigen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien, kann das wohl nicht zustande bringen.
Mal sehen, ob es wirklich so läuft. Die Wahl ist ja nicht weit weg, was den ersten Teil angeht.
Gruß, IFan