Hallo!
Es scheint, daß Spengler richtig analysiert hat,
und daß bei großen, staatsbildenen Völkern, nach vollendeter Ausformung
der jeweils seelisch typischen kulturellen Eigenheiten, im Kontext
der wachsenden Megametropolen sich dominierend stets die "Zivilisation" herausbildet.
Zivilisation = Technik und Geldherrschaft, Vermassung, Staatszentralisierung,
Bürokratie, Verluderung der Sitten, Religionsverlust, dominierender Staatsapparat,
Richtigdenk, Kinderlosigkeit, Harz IV/Sozialhilfe, Gesinnungsjustiz, Hedonismus, Gleichmacherei,
Geschlechtslosigkeit, Wehrlosigkeit, Frauenbefreiung, etc.
Mir scheint, daß Du einige Begriffe durcheinanderwirfst, insbesondere Beschreibungen der Zustände während der Zivilisation und nach der Zivilisation. Technik gehört zur Zivilisation, Wehrlosigkeit und Kinderlosigkeit zum Fellachentum. Gleichzeitig zu vermassen und kinderlos zu sein dürfte schwierig unter einen Hut zu bringen sein.
Unbestritten dagegen ist, daß die Zivilisation das ihr nachfolgende Fellachentum hervorbringt. So wie auch der vorherige kulturelle Impuls die Zivilisation erst hervorbringt.
Kulturelle Impulse betreffend habe ich eine eigene Ansicht und zwar, daß dieser einen von außen eingebrachten Auslöser braucht. Wegen dem entwickeln dann Menschen, deren psychologische Mechanismen gleich sind, je nach Auslöser eine eigenständige Kultur. Bei den Römern war das als sie von den Galliern überrannt wurden und lernten: vae victis
Daraufhin rüsteten die Römer auf und wurden zur überlegensten Militärmacht der Welt.
Während der Punischen Kriege legten sie sich Kriegsmaschinen und Geld zu. Damals befanden sie sich in der Zivilisation. Irgendwann während der Kaiserzeit bestand die römische Armee nur noch aus ausländischen Söldnern. Das war dann die Wehrlosigkeit der eigentlichen Römer. Zu der Zeit befanden sie sich bereits in der Phase des Fellachentums.
Außerdem sind Menschen sich so ähnlich, daß ich glaube, kulturelle Impulse in genau zwei Gruppen einteilen zu können:
Zum einen die nach außen hin expansiven Kulturen wie die Römer und die Angelsachsen.
Zum anderen die faustischen Kulturen, zu denen ich neben der modern-kontinentaleuropäisch-deutschen auch die der antiken Griechen und die der antiken Chinesen zähle.
Während die expansiven Kulturen aus dem Bedürfnis nach physischer Wehrhaftigkeit hervorgeht, entstehen faustische Kulturen aus dem Bedürfnis heraus, sich nicht mehr hinter die Fichte führen zu lassen. Die expansiven Kulturen machen überall äußere Feinde aus, die sie dann bekämpfen. Die deutsche Kultur war immer mit einem Kampf gegen die Zensur beschäftigt. Der Vatikan hatte den Besitz der Bibel verboten, also mußten Deutsche sie sogar auf Deutsch haben. In der Wissenschaft führte der gleiche kulturelle Impuls zum Gebot der Reproduzierbarkeit. Während andere sich mit bloßen Behauptungen über die Vergangenheit begnügten, mußten Deutsche zum Spaten greifen und nachsehen, was man wirklich an Resten findet. In der faustischen Kultur geht es primär darum, sich nicht belügen zu lassen. Als Galilei sein Teleskop in den Himmel richtete, befand sich Kontinentaleuropa in der Phase der Zivilisation, weil die Europäer Technik einsetzten, um sich nicht länger belügen zu lassen. Heute befinden wir uns in der Phase des Fellachentums, weil sich kaum noch jemand dafür interessiert, was in einer Spritze drin ist, die man injiziert bekommt.
Gruß,
Shiro