Hallo,
soweit ich verstehe, machst du die Möglichkeit der Präkognition oder der schicksalshaften (laut Spengler) Entwicklung für erstere an dem möglichen Vorhandensein einer Einbettung in spirituelle Sphären fest: „Wenn man darüber hinaus nicht ausblendet, daß es neben dem schicksalhaft gesetzmäßigen Verlauf der hohen Kulturen hinieden außerdem eine Herkunft und Einbettung der Menschheit in spirituellen jenseitigen Sphären gibt, von wo aus die Welt, in der wir inkarniert sind, vielleicht derart geschaffen ist, daß sie mittels scheinbar zufälliger Eingriffe einer Teleologie folgt, dann wäre es durchaus denkbar, daß ein Eingriff mittels äußerer Katastrophen unsere Zivilisation (oder einen daraus hervorgehenden Zustand) auf ähnliche Weise beendet wie die Spanier die mittelamerikanische Zivilisation, aber nicht zufällig ist. Und wenn desgleichen irgendwann eintritt und nicht zufällig ist, dann kann es grundsätzlich auch gesehen werden, weil es als künftige Wegmarke bereits feststeht.“
Ist die entscheidende Vorrausetzung einer möglichen Präkognition das Postulat der (göttlichen?) Prädestination, die Freiheit im Grunde ausschließt?
Ursprünglich, in der Antike, bedeutete Freiheit immer die vorzügliche Stellung der Freien, also nicht der Sklaven, nicht der Armen und noch häufig, im Mittelmeerraum, der Frauen. Mit dem Christentum kam die Freiheit als göttliches, transzendentes (nicht beweisbares, aber wesenmäßiges) Wesen des Menschen hinzu, wollte man auf das jüngste Gericht und die letzte, bindende Entscheidung angesichts ewiger Verdammnis hindeuten. Letzteres wird heute subsumiert unter dem Begriff der Schuldfähigkeit.
Dummerweise ist die Freiheit zwar ein unabdingbares moralisches und juristisches Postulat, aber dann ist schon Schluss. Was Freiheit im menschlichen Handeln und Denken ist, läßt sich nicht so leicht wissenschaftlich eruieren. Forschung an eineiigen Zwillingen, die von Geburt getrennt waren, läßt Fragen offen, wenn (https://www.spiegel.de/wissenschaft/zweites-ich-a-8990140b-0002-0001-0000-000013499296) eineiige Zwillinge, die getrennt und ohne Kontakt zueinander aufwuchsen, sich ähnlich verhalten haben oder verhalten. Befragt hätten diese immer ihre Wahl, gleiche Vornamen der Ehefrauen etc., nicht als Zwang (Prädestination) sondern natürlich, wie andere Menschen auch, als Vollzug ihres freien Willens gedeutet. Was bindet die Zwillinge aneinander? Gene, die alles vorherbestimmen?
Oder sind, wie in der Quantenphysik, möglicherweise nahezu identische Wesen miteinander verwoben? Ist das Alltagsdenken nur nicht in der Lage, diese Verquickung zu sehen? Gibt es unbewußte, paranormale Kommunikation zwischen eineiigen Zwillingen? Ist es Quantenmechanik, da zwei gleichartige Gehirne aufeinander gepolt sind wie nicht anderes auf der Welt? Wären die Zwillinge genetisch für ihr Leben geprägt, wären sie nicht frei (wir natürlich auch nicht). Oder ist zwischen ihnen etwas vorhanden, was wir so bei unserem jetzigen Wissenstand nicht nachvollziehen können?
Denkt man das, was die Zwillinge möglicherweise verbindet, in etwas um, was sich auch zwischen verschiedenen Zeiten erstreckt, zukünftige Ereignisse kommunizieren mit uns und wir mit ihnen, fallen das was wir als Vorherbestimmung und Freiheit unterscheiden zwar nicht in eins, aber auch nicht in völlige Gegensätze, mal reagieren wir auf Ahnungen oder Träume, mal verstehen wir sie erst hinterher, mal verdusseln wir sie und mal starren wir bleich vor Schreck auf das, was nicht abzuwenden ist.
„Und wenn desgleichen irgendwann eintritt und nicht zufällig ist, dann kann es grundsätzlich auch gesehen werden, weil es als künftige Wegmarke bereits feststeht.“
Liest man Zufall wie im Altdeutschen als zustehend und läßt das *nicht* weg, macht es mehr Sinn, auch wenn wir trotzdem nie alles verstehen werden. Die Geister unterscheiden muss man trotzdem.
Viele Grüße Leseratte