Guten Abend, Sarah.
Frage: Aber wie kann ein Mensch anders als durch seine Sinne wahrnehmen? Wie meinst du das?
Außersinnliche Wahrnehmung (ASW) ist die unterstellte Fähigkeit, Informationen wahrzunehmen, die eben nicht über die körperliche Sinne kommen. Das macht sie unabhängig von Raum und Zeit.
Meine Erkenntnisse zu ASW sind, dass sie Informationspakete sind, die irgendwie ganzheitlich vorhanden sind. Der Vergleich hinkt sehr, aber es erinnert etwas an die Computertechnologie, die nur Einsen und Nullen kennt, damit aber Bilder und Klänge rekonstruieren kann, wenn das Empfangsgerät die Sprache entschlüsseln kann. Das Empfangsgerät ist unser Hirn. Die Einser- und Nullen-Ebene die übergeordnete Metaebene, das Allbewusstsein.
Könnte das auch heißen, dass, wenn ich von einer komplizierten, emotionalen Beziehungssituation träume, diese zwar mit mir zu tun hat, aber in Wirklichkeit präkognitive Elemente enthält, welche die eigentliche Botschaft wären?
Ich benutze das Wort "Botschaft" nicht ganz so gerne, weil es die mitteilende Absicht eines Senders unterstellt. Indes sehe ich die Vorgänge als ganz natürlich verlaufende Vernetzung; spontanen, natürlichen Informationsaustausch.
Fälschlicherweise bin ich mit der Psychologie des Traum beschäftigt und übersehe dann die eigentliche präkognitive Aussage?
Zunächst einmal sind normale Träume Fortsetzungen der emotionalen und kognitiven Automatismen (Empfindungs- und Denkgewohnheiten) stumpfen Menschseins, gespiegelt an verschiedensten Tagesanlässen. In diese "normalen" Träume können aber Informationen einsickern, die eben nicht von einem selbst kommen, sondern von anderen (über die Metaebene/bei vorhandener Verbindung zum/Wahrnehmung des Allbewusstseins). Je ruhiger ein Mensch im Tagesleben ist, desto ruhiger und wahrnehmender ist er im Traum. Die Wahrscheinlichkeit für außersinnliche Informationswahrnehmung steigt.
Von der gängigen Traum-Psychologie halte ich (nicht nur im Zusammenhang mit ASW) sehr, sehr wenig. Die Annahme von Archetypen und "allgemeinen Traumsymboliken" lehne ich ab. Jeder Einzelne hat seine eigenen Erfahrungen, Erinnerungen, Art, Dinge wahrzunehmen und zu interpretieren. Das Gehirn übersetzt ASW immer in seiner eigenen Sprache, die die maximal verständlichste für den Träumenden ist. Das ist ein unumstößliches Prinzip, das ich niemals anders beobachten konnte.
Falls ja, wie trennt man beides? Woher weiß ich, ob es sich um psychologische Verarbeitung oder um eine präkognitive Botschaft handelt?
Das ist die große Schwierigkeit! Es fühlt sich gleich an. Ich hatte zahlreiche vermutete Zukunftswahrnehmungen, die bloße Träume waren. Klar von mir als bloße Träume identifizierte Wahrnehmungen entpuppten sich indes als Zukunftswahrnehmung.
Das wichtigste Filterkriterium ist, ob die Elemente einen Anlass aus dem zurückliegenden Alltagsleben haben oder nicht. Wenn ich ganz plötzlich von einer Sache träume, an die ich seit Jahren nicht dachte und auch keinen Anlass hatte daran zu denken, ist ASW wahrscheinlich. Das gilt auch fürs Wachbewusstsein; wenn ich gerade innerlich leer einer monotonen Handlung nachgehe, mein Denken aber plötzlich Richtung eines Freundes geht, von dem ich lange nicht gehört habe und ich gleichzeitig traurig ohne Anlass bin, ist das ein Hinweis, dass es diesem Freund eben genau so geht.
Würde das in weiterer Konsequenz bedeuten, dass psychologische Traumdeutungen nur einen Teilbereich erfassen von dem, was erfassbar wäre?Die präkognitive Komponente wird dabei gar nicht untersucht.
In der Geisteswissenschaft wird die Auseinandersetzung mit außersinnlicher Wahrnehmung sehr kritisch betrachtet. Die wissenschaftliche Methodik, mit der man die Realität von ASW nachweisen möchte, ist, mangels Kenntnis der metaphysischen Vorgänge, in der Sache falsch.
Hm, wie müsste man das angehen, also bei Traumdeutungen meine ich?
Du meinst, wenn du deine eigenen Träume verstehen möchtest? Frag dich erst einmal, was du am Vortag erlebt hast, das diesen Traum ausgelöst hat. Wenn das nicht feststellbar ist, kannst du mehr in die Tiefe gehen. Mehr könnte ich so allgemein nicht sagen.
Ich meinte, dass z.B. unterschiedliche Botschaften in ein einziges Symbol verdichtet werden.
Ja. Ich habe ja schon mehrfach erwähnt, dass außersinnliche Wahrnehmung über "Informationspakete" kommt, die erst übersetzt werden muss. Dabei handelt der eigene Geist/das Gehirn nach einem Wirtschaftlichkeitsprinzip - es kommt nicht so sehr auf die exakte Wiedergabe der "sinnlichen Realität" (also wie wir die Welt real erleben) an. Bei der ASW steht im Vordergrund, möglichst viele Informationen möglichst deutlich im eigenen Bewusstsein wieder abzubilden. Die Panzerkette zusammen mit dem Gefühl der Anspannung vor dem "LOS!" eines Rennens ist ein gutes, kompaktes Bild, das die Situation so wiedergibt, wie du sie heute wahrnimmst bzw. wahrgenommen hast.
Genau so funktioniert außersinnliche Wahrnehmung und Zukunftswahrnehmung. Da ist kein großer Geist, der die Abläufe zeigt und erklärt. Oder man weiß plötzlich, was in der Welt passiert. Deswegen sind prophetische Schwurbeleien: "Dann zeigte mir der große Geist das Russland im Jahre 2012 und erklärte, wie jene Führer..." etc. Das ist aus vielen Gründen Unsinn. Für mich sind die Art, WIE jemand zu seinen Zukunftserkenntnissen gekommen ist, ganz wichtig. Wenn mir jemand nicht sagen kann, WIE er zu seinen Erkenntnissen gekommen ist, ist das für mich wertlos. Das ganze in teils nicht-auflösbare Metaphern zu verwandeln (s. Nostradamus) macht das nicht unbedingt glaubhafter...
Das erlebe ich ähnlich, allerdings benötigt es keine speziell aufmerksame Beobachtung, soweit ich das für mich sagen kann.
Das ist schwierig. Sobald du mit einer zielführenden Absicht beobachtest, reißt du dich schon aus der Gegenwart heraus. Deswegen funktioniert verstandesmäßig initiierte, beabsichtigte außersinnliche Wahrnehmung nicht - einer der relevantesten Gründe, warum die Methoden der empirischen Forschung nicht auf die Erschließung von ASW anwendbar sind und warum die Forschung nicht vorankommt.
Kannst du diese Fokus-Momente mit einem Beispiel erklären?
Du läufst irgendwo vorbei und siehst etwas, mit dem du überhaupt nicht gerechnet hast. Es zieht dich aus deinen Gedanken und Gefühlsroutinen heraus. Du guckst einfach nur hin, vielleicht für eine Sekunde; ohne zu denken oder zu fühlen. Du bist absolut in der bloßen Gegenwart.
Viele Grüße