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Schwierig (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 13.10.2015, 19:55 (vor 3363 Tagen) @ detlef (6147 Aufrufe)

Hallo!

Hinterbänklers Ansatz wirkt etwas nihilistisch, weil er über die reine Subjektivität nicht hinauszukommen und im Solipsismus zu verbleiben scheint.

Was dem Ansatz meiner Einschätzung nach fehlt, ist die Erkenntnis, daß wir zwar die Welt nicht objektiv wahrnehmen können, sie aber dennoch objektiv existiert (bzw. daß es etwas gibt, daß uns übersteigt/übergreift) und die subjektive Wahrnehmung eine eigene, spezifische Ansicht ist.

Z. B.:

Sinn ist allein ein Aspekt unserer Bewusstseinsaktivität, unser Zutun zu dem was wir sehen und wahrnehmen.
Sinn entsteht durch eigene Reflektion mit Hilfe der eigenen Glaubenssätze.
Wir ordnen was wir sehen und reproduzieren unseren Glauben.

Folglich leugnet der Ansatz, daß es dem menschlichen Bewußtsein übergordnete Ordnungsvorgänge im Universum gibt, die das Ganze gesetzmäßig (unter-)strukturieren und in diesem Sinne "Sinn" herstellen. Damit ist er gewissermaßen gottlos (ohne daß dies eine Gut-Böse-Wertung darstellen soll).

"Sinn" ist nur ein uralter Begriff für "Richtung", vgl. althochdeutsch "sinnan" (= "reisen", "streben", "trachten"), noch erhalten etwa im Wort "Drehsinn".

Eine ganz andere Frage ist, ob der Sinn, den wir in die Dinge hineinlegen, dem entspricht, was sie eigentlich bedeuten.
Zweifelsohne (aus meiner Sicht) erfüllen Schauungen im Haushalt der Schöpfung einen gewissen Zweck, bzw. sind eine Notwendigkeit, die aus den Naturgesetzen folgt und eine Lücke füllt. Dasselbe gilt für alle Phänomene: Träume, Licht, Gravitation, Schmerz und was einem sonst noch einfällt.

Ich mag mich mit der Deutung der Sätze Hinterbänklers täuschen.
Täusche ich mich nicht, so hat es (langfristig) konkrete Folgen: Man kann zwar die Welt, die einem gegen den Strich geht, bewältigen, indem man sie lediglich als subjektive Deutung auffaßt, die einem etwas über einen selbst sagt. Allerdings fehlt dem Ansatz eine wirklich tiefgehende transzendente Verwurzelung. Er betrachtet vielmehr das Ganze chaotisch, willkürlich. Folglich fehlt dem Weltbild auch die Kraft, selbst etwas größeres "Überpersönliches" auf die Beine zu stellen und sich einer Ebene anzunähern, die über einem liegt.
Hinterbänklers Sätze erwecken eine gewisse Empfindung der Leere. Der Ansatz ist wie ein Haus, dem der Zugang zum lichten Dachgeschoß fehlt. Der Weg zur Dachluke wird verstandesmäßig abgeriegelt und wieder ins untere Stockwerk umgelenkt.

Befriedigend transportieren läßt sich mein Kritikpunkt wahrscheinlich nicht, weil er Dinge berührt, welche die bloße Ratio übersteigen. Entweder man lebt in der Gewißheit, daß die Dinge "Sinn" haben, spürt, daß das Leben Richtung hat, oder man spürt es eben nicht. Es ist meines Erachtens derselbe Punkt, der (lebendige) Kultur von (toter) Zivilisation unterscheidet. Erstere ist ja nichts weiter als der gewaltige instinktive Versuch des Menschen, der/seiner Natur zu entfliehen und etwas zu erreichen, das über ihm steht, sich also zu vervollkommnen und weiterzuentwickeln, seiner geistigen Urheimat und Gott, der Sinn/Richtung in der Schöpfung stiftet, näherzukommen. Das gipfelt in der Hochkultur, die ein unermesslicher kollektiver Kraftakt ist, der natürlich scheitern und in Erschöpfung enden muß, weil der Durchbruch derzeit wohl noch nicht erreicht werden kann.

Meines Erachtens muß die Diskrepanz zwischen dem eigenen Wollen und der Welt, die einem gegen den Strich geht, schlichtweg hingenommen und ausgehalten werden. Das ist der innere Stachel, der einen vorwärts treibt. Ihn zu ziehen, die Welt abzuwiegeln, auf daß sie kein Problem mehr darstelle, ist eher ein Zeichen nachlassender Lebenskraft.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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