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Ungünstigster Wohnort (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 15.10.2015, 15:34 (vor 3361 Tagen) @ ITOma (6143 Aufrufe)

Hallo!

"kein Humus" - aber was dann? blanker Fels? Dann könnt ihr da auch keine Gärtchen anlegen, höchstens Kräutertöpfchen mit sorgfältig gehüteter und immer wieder verwendeter Erde. Kompostierung setzt nämlich eine Mindestwärme voraus, die in subpolaren Gegenden fast nie gegeben ist. Da braucht der Kompost Jahrzehnte zur Reife. Es sei denn, ihr heizt Eure Komposthaufen mit kostbarem Treibholz oder ihr habt sie unterm Bett...

"keine Tiere" - wovon wollt ihr da leben? Ja gut: von Fisch, und von Container-Treibgut. Aber mit dieser Ernährung sterbt ihr vermutlich ganz schnell an Vitaminmangel. Die Eskimos (hat man kürzlich herausgefunden) haben nämlich genetische Veränderungen, die es ihnen erlauben, sich fast ausschließlich von Fisch und Robben zu ernähren, und dabei gesund zu bleiben. Ich bezweifle, daß Eure Kräutertopf-Gärtchen genug Vitamin C hergeben, um Skorbut zu verhindern. Mal ganz abgesehen von den monatelangen Polarnächten...

Punkte wie diese bringen mich zu der Vermutung, daß die "Abenteneuer" in den Schauungen grundsätzlich irreal waren.

Wie ich hier schrieb: "Detlef sah sich in komponierten Szenen, die eine Geschichte, in der er und seine Familie die Hauptprotagonisten stellten, mit möglicherweise realen Informationen kombinierten. Alles persönliche war quasi die Bühne, auf der äußeres, die weltumspannende Katastrophe und ihre Folgen vorgeführt wurden."

In einer Gegend wie dieser würde man sich gewiß nicht dauerhaft ansiedeln, wenn man zuvor den ganzen Atlantik von Nord bis Süd durchquert hat. Es hätte unzählige, klimatisch begünstigte Orte gegeben. Auch die Siedlung der weißen Amerikaner in Nordamerika hätte sich angeboten, weil man dort mehr unter seinesgleichen ist.
Ein frisch aufgetautes Polargebiet ist aber noch für Jahrhunderte unbewohnbar, bis sich Pioniervegetation (Flechten, Moose, Gräser, Sträucher) gebildet hat, deren Zerfallsprodukte eine dünne Humusschicht für die nächstgrößere Pflanzenpopulation bilden usw. Selbst dann ist es dort höchstens so gemütlich wie im Norden Skandinaviens.

Womöglich fanden die Szenen dort nur statt, um zu zeigen, daß dort später mal kein Eis mehr sein wird als Indikator einer Polveschiebung. Alle menschlichen Ereignisse waren aber irreal. Es würde dort für lange Zeit zunächst niemand leben.

Die Wikinger, die im Mittelalter in Grönland siedelten, hatten Kühe und genug Grünland, um sie zu ernähren, sonst hätten die da auch nicht mehrere Jahrhunderte ausgehalten. Immerhin kriegten sie auch alle paar Jahre mal Besuch von Schiffen aus Norwegen und Island, die ihnen wieder Getreide, Trockenfisch und Werkzeuge brachten. Und Kühe, um die zu ersetzen, die eingegangen waren im Winter, wenn man sie 6 Monate lang im dunklen, gegen die Kälte mit Grassoden bedeckten Stall halten mußte.

Und selbst da fand man aus der Zeit um 1400 nur noch ein paar wachstumsgestörte, kümmerliche Skelette, als es wieder kälter wurde. Selbst in dieser Phase (die kleine Eiszeit schlug erst später durch) waren Klima und Vegetation noch günstiger als in einer aufgetauten Antarktis.
Auch für Piraten eher ungünstig, wenn man Kinder hat, die größer als 1,60 m werden sollen, oder nicht selbst wegen Vitamin-D-Mangels (und anderen Mängeln) allerhand Gebrechen entwickeln will.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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