Hallo Ranma,
Sie betreiben mit Lust das so beliebte Deutsch-"Bashing", hier auf die Sprache bezogen, allerdings ohne Belege für Ihre vielen steilen Behauptungen aufzuführen, abgesehen vom Wort "Geist", zu dessen Mehrfachbedeutung es im Deutschen denn auch von Ihnen unterschlagene Alternativen mit größerer Eindeutigkeit gibt wie z.B. Gespenst und Verstand.
Auch sonst sind Sie unkorrekt: "spirit" hat im EN eine Mehrfachbedeutung, nicht nur Geist, sondern oft auch als Seele verwendet, was natürlich extrem unqualifiziert, weil etwas ganz anderes ist.
Und natürlich unterschlagen Sie die auch im Englischen gegebene Mehrfachbedeutungen hier z.B. spirit im Sinne von Gespenst. Sonst würde Ihre steile These ja nicht passen.
Aber nennen Sie mir semantisch gleich- und vollwertige Worte im Englischen z.B. für Mensch, Volk, Ur, Freund versus Bekannter oder eine präzise Unterscheidung zwischen Zorn und Wut.
Die Übersetzungen haben ganz andere Geschmäcker und die dem Deutschen eigene Präzision fehlt dort. "People" ist so unpräzise in der Bedeutung, daß es mir graust: "Leute", Menschen, Volk (aber eben nicht im ethnisch-kulturellen Sinne, sondern als Staatsvolk, was etwas ganz anderes ist) und einiges mehr.
Dazu bin ich kein Theoretiker, denn ich habe täglich in der Primitivsprache Englisch zu kommunizieren, bin ferner auch in Frankreich zur Schule gegangen und sechs Jahre Latein blieben auch nicht ohne Spuren.
Aber Englisch geht auch anders: Es ist natürlich eine Freude, einem extrem intelligenten und sprachmächtigen Menschen wie z.B. Prof. Jordan Peterson zuzuhören, nicht nur inhaltlich, sondern auch verbal. Aber der ist so meilenweit selbst vom gehobenen Durchschnitt der Angelsachsen entfernt wie Goethe von einem zeitgenössischen Schriftsteller. Aber solche Sprachakrobaten gibt es im Englischen extrem selten.
Die lebenden asiatischen Sprachen können Sie mit indogermanischen schon mal deshalb nicht vergleichen, weil die Semantik von Worten dort gavierend nicht nur vom Kontext abhängt, sondern auch davon, zu wem ein Wort benutzt wird, was dessen Bedeutung verändern kann; zudem ist die Tonalität der Aussprache kontextabhägig und verändert oft ebenfalls die Bedeutung.
Mit zwei Japanischsprechern und einer Chinesin in der Familie, davon zwei Muttersprachler, und einer Koreanerin, Ehefrau eines guten Freundes, glaube ich mich auf zuverlässige Quellen stützen zu können. Ich habe mich nach diesen Dingen dort ausgiebig erkundigt und gern belehren lassen.
Aber die größte Kraft des Deutschen unterschlagen Sie natürlich und das ist einerseits die Fähigkeit, aus Wortkomponenten neue Worte zu bilden. Das hat nach meiner Kenntnis von den größeren lebenden Sprachen nur noch das Ungarische; darum auch dort die Bandwurmworte.
Daß viele dieser Bildungen sich in der Semantik verselbständigen, macht Deutsch zu einer sehr dynamischen und anpassungsfähigen Sprache wie sonst keine andere neben Ungarisch.
In Deutsch reicht meist ein Wort, wofür andere Sprachen ganze Sätze benötigen, die dann meist auch noch weniger präzise sind.
Ferner ist im Deutschen die Besonderheit gegeben, daß sehr viele Worte, wenn man sie in ihre Komponenten auflöst, ihre wirkliche, tiefe Bedeutung offenbaren; dem ist oft eine andere, "leichtere" Bedeutung des Ganzwortes drübergelegt.
Ein schönes Beispiel ist "ent-täuschen" oder "Urquell", wobei dieses Bier sogar in den slawischen Visegrad-Staaten unter deutschem Namen beworben und verkauft wird, sogar an die chauvinistischen Tschechen und Polen.
Derartiges kenne ich nur ansatzweise im wortarmen aber dennoch sehr sinnmächtigen Französisch, sonst in keiner romanischen oder slawischen Sprache, wobei letztere mir semantisch sehr simpel zu sein scheinen, und auch danach habe ich mich bei Muttersprachlern ausgiebig erkundigt. Nehmen Sie die Vielfachbedeutungen von "dom" (alles, was irgendwie mit Haus, Wohnung, Gebäude etc etc zu tun hat) oder die Mehrfachverwendung von "ludi", wovon "Volk" im Sinne von "people" nur eine ist wie in "ludova banka" für Volksbank.
Ich frage mich, ob es allein das gigantische Lügengebäude rund um die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist, das man den heutigen Deutschen, mir ursprünglich inklusive, gelehrt und anerzogen hat, das so viele Landsleute dazu veranlaßt, das Eigene meist wider die Wahrheit herabzuwürdigen und alles Fremde zu überhöhen?!
Oder liegt es gar tief in der deutschen Seele? Dann wäre ich kein "echter" Deutscher.
Gruß von einem Deutschen im Exil
hier regelmäßiger Leser