Gibt es wirklich eine scharfe Trennung zwischen Mensch und Tier? (Freie Themen)

Explorer, Donnerstag, 02.08.2018, 09:24 (vor 2229 Tagen) @ Taurec (2860 Aufrufe)
bearbeitet von Explorer, Donnerstag, 02.08.2018, 09:40

Hallo,

Ich unterstelle, daß der Mensch qualitativ etwas völlig anderes ist als ein Tier (inklusive Menschenaffen). An irgendeiner Stelle in der Evolution muß in meinem Bilde der Welt ein qualitativer Sprung stattgefunden haben, an dem schlagartig statt tierischer menschliche Seelen inkarnierten.

Ich wollte schon länger mal nachfragen, wie du dir da so sicher sein kannst.

Alle Menschenaffen, bestehen den Spiegeltest, was zeigt, dass sie sich ihrer Selbst durchaus bewusst sind.

Von Affen, aber auch vielen anderen Tieren ist Werkzeuggebrauch nachgewiesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Werkzeuggebrauch_bei_Tieren#Primaten

Bei Schimpansen scheinen sich schon regelrechte Kulturen heraus zu bilden.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kultur-schimpansen-nutzen-unterschiedliche-werkzeuge-zum-nussknacken-a-832524.html

Menschenaffen, nutzen gezielt Teile von Pflanzen, um Krankheiten zu therapieren, oder auch zur Geburtenkontrolle. Dabei gehen sie mit den Pflanzen anders um, als mit Nahrungspflanze. Teilweise stellen sie sogar eine Art "Salbe" her, indem sie die Pflanzen zerkauen und den Brei auf erkrankte Körperstellen auftragen.
https://www.welt.de/print-welt/article385100/Affen-weisen-den-Weg-zu-neuen-Wirkstoffen-fuer-die-Medizin.html
https://www.welt.de/print-welt/article363416/Auch-Affen-kurieren-Krankheiten-mit-Heilkraeutern.html
https://www.raum-und-zeit.com/oekologie/naturmedizin/
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/heilkunst-der-affen-100.html
https://derstandard.at/2000015864992/Selbstmedikation-Kluger-Doktor-Schimpanse
https://heilpflanzen-info.ch/2008/07/31/orang-utans-verwenden-heilpflanzen-als-natuerliche-medikamente/
https://www.heilpraxisnet.de/naturheilverfahren/naturheilverfahren/die-medizin-der-tiere-wie-sich-tiere-selbst-heilen-2015102147727#Geburtenkontrolle_bei_Schimpansen


Affen haben Trauerrrituale und sogar eine Vorstellung vom Tod und was danach passiert.

Mitunter scheinen Tiere regelrechte Trauerrituale abzuhalten: Elefanten und Gorillas legen manchmal Blätter und Zweige über einen toten Körper, wie bei einem Begräbnis. Eine Elefanten-Matriarchin brachte einmal ihre Herde zum Körper eines Elefanten, den Löwen getötet hatten. Jedes Tier blieb kurz neben dem toten Tier stehen und ging dann weiter.

Die amerikanische Forscherin Francine Patterson hat sogar eine Ahnung davon bekommen, wie intelligente Tiere sich den Tod vorstellen. Sie brachte der Gorilla-Dame Koko bei, sich mithilfe von Zeichen mit Menschen zu verständigen. Ob Affen die menschliche Sprache lernen können, ist umstritten, die Dialoge mit dem Gorilla-Weibchen, die man sich in Videos auf YouTube ansehen kann, sind jedoch faszinierend. Kokos Antworten ergeben durchaus einen Sinn. Fragt man sie, wer das im Spiegel sei, zeigt sie mit Gesten: "Ich – Gorilla." Auf die Frage "Was fällt dir ein, wenn ich ›ängstlich‹ sage?" antwortet sie: "Umarmung."

So lässt Koko uns hoffen, wir könnten die Welt aus der Sicht der Tiere betrachten. "Wohin gehen Gorillas, wenn sie sterben?", fragte die Trainerin einmal. Koko überlegte, dann antwortete sie: "Gemütlich – Höhle – auf Wiedersehen."

https://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/04/lebenserwartung-tiere-alter/seite-3

"Die Bilder deuten daraufhin, dass Schimpansen der Tod bewusster ist als vielfach angenommen", erklärt James Anderson von der University of Stirling. Den Aufzeichnungen zufolge schien der Gruppe Pansys Gesundheitszustand nicht entgangen zu sein. Das Weibchen wurde vor ihrem Tod intensiv gelaust und durfte ein von ihrer Tochter bereitetes Schlafnest in Beschlag nehmen. Noch Tage nach Pansys Ende, auch als Wärter bereits die Leiche aus dem Käfig entfernt hatten, verhielt sich die Gruppe ungewöhnlich still und mied den Ort, wo die alte Dame der Tod ereilt hatte.

Genau wie bei trauernden Menschen habe die Tiere womöglich das Bedürfnis geleitet, "Objekte und Orte, die mit dem Toten assoziiert sind, unberührt zu lassen", deutet Anderson das Geschehen.

https://www.spektrum.de/news/wenn-affen-trauer-tragen/1030222

Bringt man Schimpansen die Taubstummensprache bei, bezeugen sie auch gegenüber Menschen Mitgefühl!

Der amerikanische Psychologe Roger Fouts hat einigen Schimpansen die Taubstummensprache beigebracht. Sein Star ist die Schimpansendame Washoe. Sie beherrscht mehr als 240 Zeichen, wobei ein Zeichen immer mehr als eine Bedeutung hat.

Man kann sie alein durch den Gesichtsausdruck oder die Geschwindigkeit variieren. Washoe und ihre Gefährten können mehr sagen als nur: BANANE WOLLEN. Als die Schimpansen zum Beispiel erfuhren, dass eine Praktikantin ihr Baby verloren hatte, soll sie "weinen" und "Umarmung" signalisiert haben.

http://sciencev1.orf.at/news/23162.html

Schließlich, zeigen Schimpansen auch Verhaltenweisen, die seit kurzem als religiöse Riten interpretiert werden!
Glauben Schimpansen also an Geistwesen bzw. nehmen etwas vergleichbares war?

Ursprung der Religion
Wo der Kult beginnt

Schimpansen zeigen Rituale, deren Sinn sich Wissenschaftlern noch nicht erschließt.
Manche werfen mit Steinen auf Bäume, andere zeigen "Regen-" oder "Wasserfall-Tänze".
Einige Forscher halten dies für mögliche Hinweise auf den Ursprung von Religiosität.

Die Ursprünge der Religiosität könnten allerdings auch sehr viel früher in der Evolution liegen - vielleicht sogar vor dem Auftreten der ersten Menschen. Spektakuläre Beobachtungen frei lebender Schimpansen deuten darauf hin, dass unsere nächsten Verwandten bereits Rituale kennen, die zumindest an mehr oder weniger religiös motivierte menschliche Verhaltensweisen erinnern.

Jüngstes Beispiel: Im Dschungel Westafrikas werfen Schimpansen mit Steinen gegen bestimmte Bäumstämme. Mancherorts finden sich dort Steinhaufen, die an gewisse, von Menschen errichtete Schreine an "heiligen Bäumen" erinnern. Das berichtete unlängst eine Gruppe von Primatenforschern im Fachmagazin Scientific Reports.

https://www.sueddeutsche.de/wissen/ursprung-der-religion-wo-der-kult-beginnt-1.2960264

Ausdruck von Spiritualität?
In einer schattigen Urwaldlichtung hob ein Schimpanse einen schweren Gesteinsbrocken vom Boden und schmetterte ihn mit ordentlichem Kawumm gegen einen hohlen Baum. Das Zirpen und Zwitschern verstummte. War hier ein einsamer Aggressor am Werk, der mit seinen Tagen nichts anzufangen weiß, ein Wut-Affe, der seine Affekte an einem Baum ausließ? Nein! Der Affe kam wieder und legte den Stein in stiller Andacht in den hohlen Strunk. Artgenossen kamen und taten ihm gleich. Die Lichtung wuchs zu einem Urwald-Stonehenge von mehr als sechzig Stelen.

Nun ist der steinewerfende Schimpanse keine wissenschaftliche Neuheit, aber diese hier schleuderten und schichteten ohne erkennbaren Zweck. Die Forscher fragten: Hat der Affe Sinn für das Spirituelle? Bietet sich hier Einblick in die Frühgeschichte der Magie? Der Liturgie? Oder handelt es sich nur um ein profanes Kommunikationsritual mit ungelöstem Sinn?

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/religion-bei-affen-kuriose-entdeckung-in-guinea-14276458.html

Auch Beobachtungen bei frei lebenden Schimpansen deuten darauf hin, dass die Tiere bereits Verhalten an den Tag legen, das an religiös motivierte menschliche Rituale erinnert. So wurden Schimpansen im Dschungel Westafrikas jüngst dabei beobachtet, wie sie immer wieder einen Stein nahmen, sich aufrichteten, einen Schrei ausstießen und den Stein dann gegen einen bestimmten Baum warfen. An vielen Stellen finden sich dort deshalb auffällige Steinhaufen.

Warum die Schimpansen dies tun, ist rätselhaft. Wissenschaftler um Hjalmar Kühl vom MPG-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben jedoch eine Vermutung: "Vielleicht müssen die Steinansammlungen in einem symbolischen Kontext betrachtet werden", schreiben sie. Steinhaufen seien von vielen frühzeitlichen menschlichen Gesellschaften zur Markierung von Grenzen oder Wegen verwendet worden. In Westafrika findet man sogar noch heute von Menschen errichtete Steinhaufen als Schreine an "heiligen" Bäumen.

Rituelles Trauern
Bei anderen Schimpansen haben Forscher zudem bereits regelrechte Trauerrituale beobachtet. Ähnlich wie Gorillas oder Elefanten scheinen die Primaten ihre Verstorbenen nach festgelegten Mustern zu verabschieden. So bedecken sie die Toten mitunter mit Blättern und Zweigen oder reinigen deren leblose Körper. Manche Biologen deuten das als Hinweis dafür, dass Schimpansen an ihrer eigenen Sterblichkeit interessiert sind.

Wie diese Rituale wirklich zu interpretieren sind, wird unter Experten intensiv diskutiert. Sollte man diese Verhaltensweisen unserer engsten Verwandten jedoch tatsächlich als Vorläufer menschlicher Rituale deuten, verdeutlicht dies einmal mehr, wie tief rituelles Handeln in unserer Evolutionsgeschichte verankert ist - und wie weit seine Ursprünge zurückreichen.

http://www.scinexx.de/dossier-detail-812-8.html
https://at.galileo.tv/earth-nature/warum-werfen-diese-affen-mit-steinen/
https://www.focus.de/wissen/diverses/tiere-studie-schimpansen-in-westafrika-werfen-steine-gegen-baeume_id_5322269.html

Da ist es doch ziemlich fraglich, ob es wirklich eine fixe Trennlinie zwischen Mensch und Tieren gibt. Es scheint doch viel eher ein fließender Übergang zu sein.

Grüße Explorer


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