Alter Wein in neuen Schläuchen (Schauungen & Prophezeiungen)

Leseratte, Sonntag, 18.05.2025, 09:56 (vor 201 Tagen) @ NeuOrest (1225 Aufrufe)
bearbeitet von Leseratte, Sonntag, 18.05.2025, 10:03

Hallo,

was du beschreibst ist seit langem bekannt. Nur wurde früher der Schamane davon „ergriffen“, der Mönch in Asien erlangte als Beiwerk zu seiner Meditation Einsicht in frühere Leben und derjenige, der sich vor Hundert Jahren der Écriture automatique verschrieb, wollte ja genau die Pforten des Bewusstseins umgehen.

Was ich als Kind gesehen habe, habe ich mir auch nicht ausgesucht. Und neueren Sachen auch nicht (wenn, dann die Lottozahlen bitte!) und wenn es darum geht, irgendwo Kontakt zu Verstorbenen aufzunehmen, so muss man das zulassen, mehr nicht.

Sicher, in Asien (und im Katholizismus mit den Heiligen) sagte man, erweiterte Erlebnisse und Fähigkeiten kämen den Erwachenden zu, machmal sind es auch familiär vererbte Fähigkeiten (hatte X sich etwa die Familie Y ausgesucht?), wir wissen es nicht. Aber bei allem war die Crux die, diese Fähigkeiten und Erlebnisse machten nicht unbedingt im Leben fitter. William T. Stead hatte sich als Journalist der Écriture automatique verschrieben und in Texten vor Kollisionen mit Eisbergen und vor Schiffen, die zuwenig Rettungsboote an Bord haben, gewarnt. Das hatte ihn nicht gehindert, sich auf der letzten Fahrt der Titanic einzuschiffen. Mit „The Psychiatrist Who Believed People Could Tell the Future.“ beschrieb der New Yorker vor einigen Jahren ein ähnliches Phänomen.

„Nein, es ist die pure Erfahrung selbst, die erlebt und geschaut wird. - Und dann kann man, als etwas erfahrenerer Hase, noch etwas im Bewusstsein graben, für etwas mehr zusammenhängende Informationen“ schreibst du. Das mag hie und da stimmen (Das kaputte Auto! Onkel Eduard darf man wirklich nicht ans Steuer lassen) manchmal sicher auch nicht. Eine Schürfarbeit im Bewusstsein kann auch dazu führen, dass ein Giftcocktail à la Irlmaier serviert wird, in dem sich wohl (wissen wir es?) reale Schauungsschnipsel und angelesenes frommes zeitbezogenes Material mischen. Deswegen ist das Bewusstsein als Akteur tabu, es darf allenfalls dazu dienen, die eigenen Gedanken auszusortieren. Ein „höheres“ Bewusstsein, in dem man „richtig“ denkt, erweitert die eigene Fallhöhe ungemein.

Der Weg, den du vorschlägst, ist arg abschüssig.

Grüsse Leseratte


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