Determinismus (Schauungen & Prophezeiungen)

NeuOrest, Sonntag, 11.11.2012, 12:22 (vor 4772 Tagen) @ Guerrero (8649 Aufrufe)

Hallo Guerrero,

der Vollständigkeit wegen möchte ich meine Theorie dazu ergänzen, die die Abläufe anders deutet.

Zunächst siehst du eine "Absicht", ein "Ziel", hinter den Schauungen. Als sei da jemand oder etwas, das dem Sehenden wohl gesonnen ist und ihm eine Veränderung der Zukunft ermöglicht.
Für mich sind Schauungen hingegen eine Art natürlicher Prozess. Unter bestimmten Situationen verbindet sich unser gegenwärtiges Bewusstsein mit unserem Zukunfts-Ich (oder sogar dem Zukunfts-Ich einer anderen Person). Das passiert vor allem mit emotional (angenehm wie unangenehm) stimulierten Zukunfts-Situationen, weil wir dort besonders bewusst und gut wahrnehmbar sind (Fokus-Situation).

Weiterhin glaube ich, dass der gesamte Bewusstseinsinhalt wahrgenommen wird. Dazu zählen Sinneseindrücke, aber auch Emotionen und Gedanken. Eben der Gesamtinhalt des Bewusstseins. Um diesen möglichst präzise wahrzunehmen, können "gesehene" Sinneseindrücke "verfälscht" werden - und zwar so, dass sich dadurch der Zukunfts-Bewusstseinsinhalt noch präziser im Gegenwarts-Bewusstsein des Sehers manifestiert.

Konkret auf den Unfall bezogen bedeutet meine Theorie: der Auto-Unfall ist eine emotional aufwühlende Situation - daher wird sie vorab gesehen. Der Schreck über den Unfall wird in das Gesehene eingeflochten. Die eigentliche objektive Betrachtung (Blechschaden) wird abgewandelt/bildlich überdramatisiert, um den emotionalen Inhalt deckungsgleicher zu vermitteln.
Der Schreck (Angst) hat so zu einer Schauung geführt, die bildlich schlimmer wirkte, als es die Realität dann war. Gefühlsmäßig jedoch war sie korrekter - wäre nur ein einfacher Blechschaden gesehen worden, wäre die innere Reaktion des Seher-Bewusstseins nicht ausreichend an das Zukunfts-Bewusstsein angeglichen.

Daraus folgt, dass, trotz des Verhaltens der Frau, die den Unfall verhindern wollte, tatsächlich gar keine Veränderung der Zukunft erfolgte. Die Zukunft stand genau so fest und ereignete sich gerade deswegen so: Schauung, 10 Minuten anhalten, Wut des Mannes -> Unfall.
Es entsteht eine für den Verstand nicht auflösbare Kausalitätsschleife (da unserer Erfahrung nach die Vergangenheit immer die Zukunft bedingt, nie aber andersherum oder sogar untrennbar vernetzt). Das ist mir bewusst, akzeptiere ich jedoch auf Grund von Erfahrung.

Diese Betrachtungsweise bietet auch einen Schlüssel zum scheinbaren Widerspruch in der Straßenbahnschau.

Wie gesagt - das biete ich hier nur als parallele Betrachtungsweise an.

Gruß.


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