Taurec,
zuerst mal: die Möglichkeit einer Schauung in zukünftige Inkarnationen hatte ich hier in die Diskussion eingeführt, weil dies meiner Meinung nach eine ernstzunehmende, bisher aber völlig unbeachtete Möglichkeit darstellt, die zudem viele hier diskutierte Fragen wenn auch nicht lösen, so doch in einem anderen Licht erscheinen lassen. Zugegeben in einem noch komplizierteren!
Dabei unterstelle ich, daß der informationelle Zugriff auf zukünftige Ereignisse, die einer Entität (womit gleichzeitig definiert sei, daß ich hier nicht eine einzelne Mensch-Inkarnation meine) gegeben ist, prinzipiell (quasi technisch) identisch ist mit dem Zugriff auf andere, nicht-individuelle und möglicherweise als universell zu bezeichnende Informationen.
Diese universellen Informationen mag man wie auch immer bezeichnen; es scheint mir empirisch bewiesen, daß es solche nicht Personen-eigenen, nicht-individuellen Informationen gibt. Dafür spricht z. B. die regelmäßig zeitgleich erfolgende Erfindung (bzw. eher: Findung) neuer Konzepte, Technologien etc.
Für das, was ich geschrieben habe, ist Reinkarnation irrelevant, weil das Selbst in der Schau ein rein fiktives ist, mit dem man sich identifiziert, da man (gleich, welches Deiner Selbste man annimmt) in der Schau an seine Stelle gesetzt ist.
Genau das bezweifle ich, wobei ich Deine Prämisse ("das Selbst in der Schau ein rein fiktives ist") ablehne, denn wer mag schon zu beurteilen wagen, geschweige denn mit Sicherheit wissen, ob das Selbst in einer Schau ein fiktives, ein reales aber zukünftiges im Sinne der aktuellen Inkarnation oder das reale Selbst einer zukünftigen Inkarnation ist. Hier kann man bestenfalls Wahrscheinlichkeiten annehmen.
Einen Fall (Waldviertler / deutscher Kaiser) als Argument anzuführen, finde ich wenig hilfreich. Es lassen sich sicher reichlich Gegenbeispiele finden, bei denen eine Schauung in eine zukünftige Inkarnation durchaus als Möglichkeit in Betracht gezogen werden könnte. Als Beweis bringen beide nichts.
Ich schließe allerdings nicht pauschal aus, daß Schauungen in kommende Inkarnationen möglich sein könnten. Das bringt uns hier jedoch nicht weiter und führt zudem zu Folgeproblemen, die alles nur noch komplizierter machen.
Genau auf diese Tatsache, daß durch die Möglichkeit einer Schauung in kommende Inkarnationen alles noch wesentlich komplizierter wird, wollte ich hinweisen. Diese Möglichkeit aber deshalb auszuklammern, halte ich nicht für zielführend. Das ist Vogel Strauß Verhalten. "Weiter bringen" kann es manche Diskussionen durchaus, weil es eine weitere, absolut als real zu bezeichnende Möglichkeit in Betracht zieht, die bisher regelmäßig ausgeklammert wurde. Ich unterstelle, daß diese Möglichkeit als eine denkbare plausible Erklärung für manche Schauungen gut sein mag.
Anders ausgedrückt: durch unsere selbst gesetzten Prämissen (hier: Einbeziehung von Reinkarnation oder nicht) setzen wir bei solchen tendenziell philosophischen und im Sinne der "Wissenschaft" nicht beweisbaren Untersuchungen unsere eigenen Grenzen, innerhalb derer Ergebnisse in Betracht gezogen werden können oder nicht.
Den Ausschluß von Schauungen in zukünftige Inkarnationen halte ich jedoch für eine kaum akzeptable Begrenzung, weil dies meiner Meinung nach ganz einfach den Realitäten widersprechen würde. Nochmals: sehr vieles in unserer gesamten Existenz ist mir nur plausibel, wenn ich Reinkarnation als gegeben voraussetze, was im übrigen die meisten, vor allem alten Kulturen sowieso getan haben inklusive des Früh-Christentums.
Unsere heutigen Denkmodelle bezüglich unserer generellen menschlichen Existenz sind für mich an entscheidenden Stellen grundlegend falsch und unlogisch, weil nicht plausibel erklärbar, weil man Reinkarnation ausschließt. Von Fragen der "Gerechtigkeit" mal ganz abgesehen, denn ein Ausklammern des Karma-Prinzips führt zu künstlicher Hirn-Akrobatik und ziemlich irrationalen Denkmodellen, wie sie von den Amtskirchen zur Untermauerung des eigenen, gegenüber den ursprünglichen Schriften manipulierten Weltbildes herbeikonstruiert werden.
(Anmerkung: es gibt reichlich Belege, daß das Ur-Christentum Reinkarnation als sicheres Wissen und Tatsache angesehen hat. Dies wurde erst bei den großen Schrift-Fälschungen u. a. in Nicäa zensuriert und im Sinne der eigenen Macht verändert. Für Interessierte werweise ich im übrigen auf die großartige Trilogie von Armin Risi, 3 Bände, ca. 1.100 Seiten. Kann ich wärmstens empfehlen!)
Bei Deinen durchaus berechtigten Fragen zum Thema Reinkarnation bringt es uns ebenfalls meiner Meinung nach nicht weiter, einzelne Beispiele zu diskutieren. Alle Deine Fragen zum Thema Reinkarnation können natürlich von uns dummen Menschen nicht mit Sicherheit beantwortet werden.
Allerdings sollte man hier absolut von denselben Prämissen ausgehen, wie bei der Annahme dessen, was wir Zukunft nennen. Deshalb unterstelle ich für mich, daß zukünftige Reinkarnationen genauso wenig vollständig determiniert sind wie die Zukunft per se. Wobei die Betonung auf dem Wort "vollständig" liegt.
Im Ergebnis gilt, auch wenn dies für viele hier frustrierend sein mag: Wir wissen, daß wir nichts wissen!
Aus diesem Grund jedoch, wenn auch unter anderen Vorwänden, die Möglichkeit von Schauungen in zukünftige Inkarnationen auszuschließen, halte ich für billig und deshalb unzulässig. Und "weiter" kommt man durch dieses Ausklammern auch nicht. Im Gegenteil, mehr Irrwege tun sich deshalb auf.
Mein Vorschlag lautet also, Schauungen in zukünftige Reinkarnationen bei den Möglichkeiten hinfort zu berücksichtigen.
Gruß
DerBerliner