die andere antwort (Schauungen & Prophezeiungen)

detlef, Montag, 02.04.2012, 06:48 (vor 4996 Tagen) @ Morpheus (6194 Aufrufe)

moin,

erst hab ich gezoegert, auch auf technisches bezogen zu antworten.
zum einen wegen deines freundlichen:

Lieber Detlef, nichts für ungut, viel Erfolg und viel Spaß beim Bootsbau weiterhin.

zum anderen, weil ich damit hier als moderator mit einer offtopic konversation natuerlich ein eigentor schiesse.

aber, da mich das thema viel zu sehr interessiert, und wir beide meines wissens in keinem anderen forum gemeinsam schreiben....

weil so erspare ich mir den Untergang und du dir viel Ärger mit einem nicht funktionierenden Boot. Denn ein Segelboot lässt sich überhaupt gar nicht steuern, wenn die Konstruktion unausgewogen ist. Da muss man schon etwas Zeit drauf verwenden.

etwas zeit? jahre hab ich darauf verwendet, anhand von bildern und plaenen nachzuvollziehen, - wie und warum so - die alten ihre segler so gebaut haben, wie sie nun einmal gebaut wurden.
neuere literatur war im allgemeinen weniger hilfreich. die beschraenkt sich praktisch nur auf maritime sportgeraete, hat aber wenig bezug zu transport seglern.
(sachen wie den schwerpunkt oder war's der lateralpunkt(?) durch umpositionieren der crew zu verschieben ist da wenig hilfreich)

Wenn Du das jetzt aufgrund von meinem Hinweis noch einmal nachholst, und ggf. korrigierst, dann allerdings, könnten wir gemeinsam deine Schauung noch retten, denn dann würde dein Boot ja vielleicht besser funktionieren.

also rein von der machbarkeit her, kann ich zum jetzigen zeitpunkt weder die position der masten, noch die form des bootes mehr aendern. auch die halterung der seitenschwerter umzusetzen waere eine zu grosse aenderung.
was ich noch aendern koennte, waere die hoehe der masten und die groesse der segel.

alle anderen dinge, wie groesse des ruders aus abdeckplatten, stellwinkel der schwerter, trimm der ladung, hoehenstellwinkel des auslegers etc. muss bei meinen mangelnden kenntnissen sowieso auf see mit versuch und irrtum erfolgen.

hmmm - dann wuerde mein boot "vielleicht besser funktionieren". besser als was?
weder du, noch ich, wissen real, ob und wie es funktionieren wird.
nachdem du immer wieder betonst, dass boote probe gefahren werden muessen, um optimiert zu werden, eine probefahrt aber schlicht unmoeglich ist, also besser als was?
glaubst du wirklich, dass wir durch den austausch einiger postings mehr erreichen koennen, als ich bisher durch jahrelange planung und viele beratung durch fachleute erreichen konnte?

(Stichworte: Lateralschwerpunkt, Segelschwerpunkt.)

meines angelernten wissens hatten die meisten einmaster den mast etwa 3 fuenftel bootslaenge vor dem heck. bei den zweimastern war das etwas weniger praezise einheitlich.
aber bei sehr vielen waren die masten auf 1/3 und 2/3 bootslaenge vor dem heck.
das hab ich gewaehlt. (die art der besegelung entspricht mehr oder weniger einer schonerbrigg)
somit hab ich achtern etwas mehr segelflaeche, als vorne.
zusammen mit den schwertern, die 1 meter vor mitschiffs ihren drehpunkt haben, und deren verschiedene stellung neben der abdrift auch das gieren beeinflusst, denke ich, dass es moeglich sein sollte, das schiff leicht nach luv gieren zu lassen.

was ich fuer wichtig halte, ist die tatsache, dass dieser segler "im" und nicht "auf" dem wasser liegt. zusammen mit den recht kurzen masten (nur 8m) sollte das dafuer sorgen, dass die seitlichen kraefte des windes eine nicht zu grosse rolle spielen (der ausleger soll da auch noch helfen)
also stabilitaet zu lasten von geschwindigkeit.

Allerdings hat noch kein Boot, was ich gefahren habe, jemals auf Anhieb beim ersten Mal funktioniert. Es war immer etwas wesentliches falsch konstruiert oder an Land vergessen worden. Was niemals ein Problem war, weil man nach einer kurzen Runde einfach wieder den Hafen angesteuert hat. Da dies bei dir unmöglich ist und dir noch dazu die Erfahrung fehlt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es funktioniert, trotzdem sehr gering.

was willst du mir damit sagen? dass ich, wenn eine welle kommt, nicht ins boot steigen soll, weil es nicht erprobt ist?
auf jeden fall ist die chance, dass das boot einigermassen schwimmt und funktioniert, doch etwas groesser, als die chance schwimmend den naechsten kontinent zu erreichen.

Das Problem sind stets ein oder zwei Kleinigkeiten, die wegen ihrer Unscheinbarkeit zunächst nicht auffallen, die aber eine lebenswichtige Spezial-Funktionalität in einer bestimmten Situation blockieren. Ohne Praxis lassen sich diese Fehler nicht finden. Deshalb gibt es selbst bei alten, sehr erfahrenen Seefahrern mit neuen Booten immer Probefahrten.

fein, da ich nicht das geld habe, zwei identische boote identisch ausgeruestet zu bauen, eines dort, wo ich es probieren koennte, und eines dort, wo ich annehme, es zu brauchen, werde ich mit der existenz solcher fehler leben oder sterben muessen.

und meine schau "noch retten" - kansst weder du, noch ich, noch wir beide. entweder ist sie zutreffend, oder nicht. aber ich sehe nicht, wie man sie nachtraeglich noch "zutreffend" oder "unzutreffend" machen koennte. man kann sie hoechstens zerreden. aber das aendert nichts an der schau, sondern hoechstens an der einstellung zu ihr.

gruss,detlef


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