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Die weltanschauliche Brille des Kanons als roter Faden durch die Prophezeiungsliteratur (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 05.03.2025, 20:16 (vor 275 Tagen) @ IRAN (5708 Aufrufe)

Hallo!

Der Kanon sieht militärische und zivile Auseinandersetzungen in Mitteleuropa (und damit verbundene Ursachen und Folgen). In zeitlicher Nähe zu diesen Ereignissen tauchen außerdem kleinere und größere Naturkatastrophen auf.

Der Kanon besteht aus der immer gleichen apokalyptischen Dramaturgie:

  • Verfall der Gesellschaft (Religion, Sitten usw.)
  • Herrschaft des Antichristen
  • Überfall der antichristlichen Horden aus dem Osten, die gar grausam im jeweiligen Heimatland wüten.
  • Ein himmlisches Strafgericht, das als Eingriff Gottes die Geschichte hin zum Siegeszug der an ihn Glaubenden wendet ("Naturkatastrophen"). Dadurch auch "Reinigung" der Erde von allen Bösen und Falschgläubigen.
  • Dem Aufstieg des Großen Monarchen, der den Feind mit himmlischen Beistand besiegt.
  • Erneuerung des Christentums und Anbruch eines goldenen Zeitalters

Und dieses Grundgerüst wird durch die ganze abendländische Geschichte mit Wurzeln in der Antike und dem Frühchristentum immer wiederholt und abgewandelt, um dem aktuellen Geschichtsverlauf und der jeweiligen Zeit zu entsprechen nach dem Motto: "Bald ist es soweit, die letzten Vorzeichen treffen gerade ein." Gleich ob sich im einzelnen Plagiate und Abschreiben belegen lassen, ist dieser Kanon die weltanschauliche Brille, mit der Gläubige ihre Auffassungen von der Zukunft bildeten und formulierten. Man muß ihn bei allem, was durch alle Jahrhunderte bis zur heutigen Zeit im europäischen Prophezeiungsspektrum geäußert wurde, zugrundelegen. Er ist nichts weiter als eine abgeleitete Glaubensauffassung, die ihren Ursprung in der christlichen Heilserwartung hat, die fortwährend in die jeweils aktuelle nahe Zukunft projiziert wurde. All diese Momentaufnahmen der durch die Jahrhunderte sich stetig umwandelnden Nahprojektion zusammenzufügen und z. B. zu fabulieren, es gäbe ja so viele Quellen über den Untergang Prags (oder den Feldzug aus dem Osten oder den Großen Monarchen usw.) ist sinnlos.

Wenn man nur in die Sammelstelle reinschaut, in die ja neuere Schauungen eingetragen werden, so kann ich nicht erkennen, dass die Motive und Bilder heutzutage von anderer Art wären.

Die Frage ist, ob sie vom klassischen christlichen Kanon beeinflußt sind, was bei christlichen Sehern mit der entsprechenden weltanschaulichen Grundlage durchaus anzunehmen ist, oder ob sie etwas eigenständiges darstellen, insbesondere wenn sich aus dem Prophezeiungskanon nicht ergebende Elemente vorkommen (Flut in Norddeutschland, Russen als menschlich, aber nicht unmenschlich agierende, Ordnung schaffende Besatzer?).

Es ergibt sich, dass "der blinde Jüngling" ab dem 18. Jahrhundert als Deckmantel benutzt wurde, um Schauungen, die aus dem Volk und von nur ganz schemenhaft fassbaren Personen stammen, einen publizierbaren Rahmen zu geben.

Dafür hätte ich gerne Belege. Wer als "Schauung" dastehen will (im Gegensatz zu bloßen, mündlichen Wortaussagen mit Zukunftsbezug, also "Prophezeiungen"), ist in der "Bringschuld", seine paragnostische, visionäre Herkunft zu belegen in Form eines möglichst wertfreien und authentischen Schauungsberichtes. Da dürften sich die blinden Jüngliche allesamt schwer tun.

Fälschung ist ein unpassendes Wort, weil es kein echtes, wahres Original gibt

Das Fehlen eines echten, wahren Originales ist ein Definiens des Begriffs "Fälschung". Das ist es, was Fälschungen ihrem Wesen nach ausmacht. Mit Deinen gerhardesken Begriffsverdrehungen, um das Falsche salonfähig zu machen und irrigen Behauptungen eine Scheinplausibilität einzuhauchen, kommst Du bei mir nicht weiter.

Ich habe Dir einen Scan eines Büchleins von Emanuel Jungmann aus dem Jahr 1924 zugeschickt. Es bespricht die Sage vom Blinden Jüngling. Ich werde Dir vielleicht in einigen Wochen noch einen weiteren Scan schicken können, der das Verlagsjahr 1921 hat.

Danke für diese Zusendung, gerne mehr davon.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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