Bitcoin erklärt Teil 2 (Freie Themen)

Giraffe @, Donnerstag, 20.07.2023, 10:40 (vor 490 Tagen) @ Taurec (1694 Aufrufe)

Hallo Taurec!

Du bist offenbar drauf und dran, Dich in Bitcoin als eine Art (pseudo-)religiöser Erlösung von allen Übeln der Welt hineinzusteigern.

Nein, dem stimme ich nicht zu. Das persönliche Leiden aufgrund der ständig veränderenden Objekte im Universum macht ein Allheilmittel obsolet. Bitcoin kann auf monetärer und somit gesellschaftlicher Ebene für Ruhe und einen festen Anker sorgen, so dass eine neue goldene Epoche emporkommen kann. Auf persönlicher Ebene kann es aber kein Allheilmittel sein, da sich trotzdem ständig alles verändert und somit Angst, Wut, Trauer, Neid und Unsicherheit weiterhin das Leben kontrolliert.
Damit zurechtzukommen ist jedermanns eigene Aufgabe, die einen versuchen das auf religiöse Ebene zu lösen, die Anderen indem sie sich in der Bibliothek, Bar, Fussballstadion oder mit dem Einkaufszentrum ablenken.

Das fiel mir schon früher auf, als Du Kritikpunkten an Kryptowährungen, etwa daß die anders als Edelmetalle nicht systemüberdauernd wertbeständig sind, anscheinend völlig unzugänglich warst.

Für diesen Kritikpunkt brauche ich ein Beispiel: Was meinst du mit systemüberdauernd? Warum sollte Bitcoin in einem neuen System (was genau ist ein neues System?) nicht überdauern? Meinst du etwa dass sie verschwinden? Das geht faktisch nicht, sie können in ihrem Gegenwert in den jeweiligen nationalen oder supranationalen Währungen fluktuieren, jedoch nicht verschwinden, da irgendwo immer jemand einen Rechner laufen hat, wo das Netzwerk aufrecht erhalten werden kann.

Spenlger lesen (oder sich überhaupt ein breiteres Bildungsfundament anzueignen) hätte auch hier das Schlimmste verhindert.

Nun, das ist gelinde gesagt überheblich.

Es [die Wirtschaft] auf seinen Rang zurückzustellen, würde aber mitnichten Kriege verhindern, sondern vielmehr die Politik wieder in ihre Stellung als Vehikel des Lebenskampfes gesunder Völker einsetzen, die naturgemäß immer Krieg führen.

Nun, allein das wäre doch ein Grund Bitcoin in Anbetracht einer möglichen Lösung zu betrachten.

Man blicke nach Rußland: Den Russen geht es nicht um ein Wirtschaftssystem, sondern um die Stabilität des russischen Lebensraumes gegenüber Zugriffen von außen (Politik!). In diesem Raum sollen Russen nicht "wirtschaften", sondern sich die russische Seele in all ihrer Vielfalt (kulturell, spirituell, künstlerisch) nach eigenem Ermessen ausleben können. Die angestrebte Einführung einer Goldwährung zeigt, daß die Russen (und ihre asiatischen Verbündeten) die dienende Rolle der Wirtschaft noch begreifen.

Diese Goldwährung ist nicht für die breite Bevölkerung zugänglich, sie gilt lediglich als Referenzwährung, die unter den Staaten getauscht wird, sie ist nicht für Privatpersonen zugänglich. Für die breite Bevölkerung haben die Russen den E-Rubel vorgesehen, der mit den Fingerabdrücken und Gesichtsscans verbunden ist und von der russischen Zentralbank kontrolliert wird. Was das in Bezug auf kulturelle und künstlerische Einschnitte bedeutet, brauche ich nicht näher zu erläutern, oder?

Sie haben auch begriffen, daß nur Gold dies leisten kann, keine verkopften, übertechnisierten Erfindungen faustischer Planer, die ihre Krankheit mit noch mehr vom selben Gifte heilen wollen.

Nun, was ist dann der E-Rubel für dich?

Übrigens sind die Russen sehr offen gegenüber Bitcoin-Minern. Viele Chinesen, die aus ihrem Land flüchten mussten, haben sich in Russland angesiedelt.

Es gab keinen "Frieden, wie vor 1914", wie es auch keinen "Frieden nach 1945" gab. In diesen Zeiten hat sich der Krieg lediglich vom Schlachtfeld auf die Ebene der Diplomatie und in andere Erdteile verlagert. Auch diese Über- und Fehlbewertung des Friedens ist ein Zeichen zivilisatorischen Niedergangs. Wo Leben ist, ist auch Krieg. Wo er abgewiesen wird, weil sich (lebens-)müde Seelen ein Dasein in Frieden und Behäbigkeit materiellen Wohlstands (gemeint ist damit eigentlich sorglose Übersättigung) wünschen, endet nicht der Krieg, sondern das Leben. Denn dann werden entweder die Grenzen der Ausbeutung und des "Wachstums" irgendwann erreicht oder es treten Mächte auf, die noch ein gesundes Verhältnis der Tatsachen des Lebens in sich tragen und solche an ihrer eigenen Verfettung erstickenden Zivilisationen ergreifen wie reife Früchte. In der Regel ist es beides in Kombination.

Nun, gut, ich kann verstehen, dass der Krieg auch eine reinigende Funktion hat, denn jede Zerstörung ermöglicht auch die Saat des Neuen. Wie dem auch sei, wir haben jetzt ein Medium mit dem wir uns weltweit austauschen können, wir haben eine Sprache mit der wir überall auf der Welt kommunizieren können und wir haben jetzt eine Währung, die man überall auf der Welt benutzen kann. Dies sind Tatsachen, ob man diese Tatsachen zurecht kommt, muss jeder selbst für sich ausloten.

Gruß Giraffe


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