Hallo Baldur,
Wo klemmt der Korken in meinem Denkschlauch?
ich versuchs mal anders:
Meiner Meinung nach sollte man die Möglichkeit eines existierenden Universalgedächtnisses, einer übergeordneten Steuerungsebene nicht ausschliessen...und die muss, um zu funktionieren, Informationen sammeln und aufnehmen, um sie zu verwerten und zu handeln......
falls ich Dich richtig verstehe, hältst Du folgendes für einen Hinweis auf ein "Verwerten" und "Handeln" eines "Universalgedächtnisses":
Millionen von Roulettekugelwürfen kommen annähernd exakt die Häufigkeitserscheinungen heraus, die die mathematische Wahrscheinlichkeit erwarten lässt
Dieses fiktive, vermeintlich verwertende und handelnde Universalgedächtnis kannst du augenblicklich zu chronischer Vergesslichkeit zwingen, wenn Du den Roulettekessel in Schieflage versetzt.
Je schiefer desto vergesslicher. DAS ist ein "Naturgesetz".
(Damit störst Du die Kessel-Hirn-Durchblutung im Ätherleib, wäre eine anthroposophische Erklärung)
Mehr noch, du kannst die erzwungene Vergesslichkeit augenblicklich wiederherstellen, wenn Du den Kessel wieder in die Waage setzt.
Und es wird noch ominöser:
Das Universalgedächtnis scheint danach die Phase seines temporären Gedächtnisverlustes "vergessen" zu haben (oder zu 'verdrängen', vermutet der Psychoanalytiker?), denn die zwischenzeitliche Häufung von extremen Ballungen, die im Zeitabschnitt der Schieflage auftraten, also die Summe aller "Unwahrscheinlichkeiten", wird danach nicht "ausgeglichen". Das Universalgedächtnis tut fortan so, als hätten sich diese "unwahrscheinlichen" Ballungen von einseitigen Häufigkeiten nie ereignet. Vielleicht schämt sich der Kessel dafür? Ob eine Dissertation mit dem Titel "Über Schieflagen als monokausaler Auslöser von Demenz bei Roulettekesseln und deren irreparabler Langzeitfolgen" durchgehen würde, wer weiß?
Mir scheint, Du bringst Stochastik mit Statistik durcheinander, unterscheidest auch nicht zwischen frequentistischer und Bayesscher Statistik ( https://data-se.netlify.app/2022/01/27/warum-bayes/). Erstere hatte sich aus historischen Gründen (sich widerstreitender Richtungen bzw. deren Vertreter) über einige der letzten Jahrzehnte durchgesetzt, befindet sich aber im Niedergang. Nicht unzufälligerweise eignet sich erstere hervorragend, um z.B. in Politik und Medizin alles und jedes Beliebige zu "beweisen", während letztere ihren Wirklichkeitsbezug z.B. durch die Entschlüsselung des "Enigma"-Codes durch Alan Turing oder in der "quantitativen Finanz" hinreichend selbst bewiesen hat. (mehr dazu in: Sharon Bertsch McGrayne: Die Theorie, die nicht sterben wollte.)
Hm, Selbstverständlichkeiten? Es ist eine Ordnung. Wodurch wirkt sie?
Du darfst das, was ein Naturwisssenschaftler "Zufall" nennt, auch gerne "Ordnung" nennen.
Wollen wir uns auf "geordneten Zufall" einigen?
Ja, ich suche natürlich die letzten Antworten .
Denn die neuen Wahrheiten von Ludwig von Graph kenne ich bereits .
(Habe nie herausgefunden, ob "Ludwig von Graph" ein Pseudonym von Thomas Gottschalk [nein, nicht "der", ein Namensvetter] war, der unter seinem Künstlernamen "Thomas Westerburg" auf Dummenfang ging)
ja wenn das so ist, dann bleibt nur der Befund: der Zufall ist für einen Teil des Weltganzen "systemimmanent".
So eingerichtet vom Schöpfer der Welt, damit die dummen Menschen nicht ihr Leben damit verplempern, selbiges berechnen zu wollen statt es zu leben.
"Heute gilt es uns als eine Sache der Schicklichkeit, daß man nicht alles nackt sehn, nicht bei allem dabei sein, nicht alles verstehn und »wissen« wolle. Tout comprendre – c'est tout mepriser... »Ist es wahr, daß der liebe Gott überall zugegen ist?« fragte ein kleines Mädchen seine Mutter: »aber ich finde das unanständig« – ein Wink für Philosophen!... Man sollte die Scham besser in Ehren halten, mit der sich die Natur hinter Rätsel und bunte Ungewißheiten versteckt hat."
(Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft.)
Gruß
Ulrich