vom Dialog zum Monolog (Freie Themen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Montag, 11.03.2024, 17:51 (vor 277 Tagen) @ detlef (1738 Aufrufe)

Hallo,

die ueberlegung, dass erdoel nicht aus vergammelten dinosauriern besteht, sondern sich im inneren der erde bildet, hat Velikovsky schon vor einem ganzen menschenalter veroeffentlicht.

die zahl derer, die ihn gelesen haben, ist sehr viel kleiner als die zahl derer, die ihn verdammen.

da ich zu denen gehöre, die Velikowsky lesen, habe ich inzwischen nachgesehen. Es stimmt nicht.
Velikowsky in "Welten im Zusammenstoß":

Erdöl
Rohes Petroleum wird aus zwei Elementen gebildet, Kohlenstoff und
Wasserstoff. Die beiden Haupttheorien über den Ursprung des Petroleums
sind:
1. die anorganische Theorie: Wasserstoff und Kohlenstoff wurden in den
Gesteinsformationen der Erde unter großer Hitze und großem Druck
zusammengebracht;
2. die organische Theorie: Wasserstoff und Kohlenstoff, die das Pe-
troleum bilden, stammen beide von Überresten pflanzlichen und
tierischen Lebens, in der Hauptsache von mikroskopischen Meeres-
und Sumpflebewesen.
Die organische Theorie setzt voraus, daß dieser Vorgang einsetzte, als
Leben bereits in Menge vorhanden war, zumindest auf dem Grunde des
Meeres (25) .
Die Schweife der Kometen bestehen in der Hauptsache aus Kohlenstoff-
und Wasserstoffgasen. Mangels Sauerstoff brennen sie zwar nicht im
Fluge, wohl aber fangen die entzündlichen Gase beim Durchgang durch
die Sauerstoff enthaltende Atmosphäre Feuer. Wenn Kohlenstoff und
Wasserstoffgase oder auch aus diesen beiden Elementen zusammen-
gesetzte Schwaden in großer Masse in die Atmosphäre eintreten, so geht
ein Teil davon in Flammen auf und bindet allen im Augenblick
verfügbaren Sauerstoff; der Rest bleibt unverbrannt und wird statt
dessen in schnellem Übergang flüssig. Diese flüssige Substanz dringt
dann beim Auffallen auf den Boden in die Poren des Sandes und in die
Spalten des Gesteins ein; fällt sie auf Wasser, so bleibt sie darauf
schwimmen, wenn das Feuer in der Luft verlöscht ist, bevor neue
Mengen Sauerstoff von weither nachkommen.
Das Niedergehen einer klebrigen Flüssigkeit, die auf die Erde herabkam
und mit dickem Qualm abbrannte, wird in den mündlichen und schrift-
lichen Überlieferungen der Bewohner beider Halbkugeln geschildert.
Popol-Vuh, das heilige Buch der Mayas, erzählt (26) : „Es war Untergang und
Zerstörung ... Das Meer türmte sich auf ... Es war eine große
Überschwemmung ... Menschen ertranken in einer klebrigen Masse, die
vom Himmel herabregnete ... Auf der Erde wurde es dunkel, und der
düstere Regen währte Tage und Nächte ... Und dann erhob sich ein großes
Getöse von Feuer über ihren Häuptern.“ Die gesamte Bevölkerung des
Landes wurde ausgetilgt.
Das Manuskript Quiché hält das Bild fest, wie die Bevölkerung Mexikos
im herabströmenden Pech umkommt (27) : „Da ging vom Himmel ein Regen
von Pech und von einer klebrigen Masse nieder ... Die Erde verdunkelte
sich und es regnete Tag und Nacht. Und Menschen liefen hierhin und
dorthin und waren wie vom Wahnsinn ergriffen; sie versuchten, auf die
Dächer zu klettern, aber die Häuser stürzten zusammen; sie versuchten, die
Bäume zu erklimmen, aber die Bäume warfen sie weit weg, und wenn sie
versuchten, in Höhlen und Gruben unterzuschlüpfen, so wurden diese
plötzlich verschlossen.“
Ein ähnlicher Bericht ist in den Annalen von Cuauhtitlan erhalten
(28). Das Weltalter, das in dem feurigen Regen sein Ende nahm, wurde Quiauh-
tonatiuh genannt, was „die Sonne des Feuerregens“ bedeutet (29).

und so geht das weiter und weiter...

Kein Wort bei Velikowsky davon, "dass erdoel nicht aus vergammelten dinosauriern besteht, sondern sich im inneren der erde bildet".

die zahl derer, die ihn gelesen haben, ist sehr viel kleiner als die zahl derer, die ihn verdammen.

diese Behauptung, egal ob sie stimmen mag oder nicht, und abgesehen davon, dass es für Fanatismus spricht, wenn man "kritisieren" "verdammen" nennt, eignet sich nicht als Grundlage für eine Märtyrer-Verehrung, da ausreichend dokumentiert ist, wie akribisch man sich mit fast jedem Aspekt der Velikowsky-Thesen auseinandergesetzt hat.

Zusammenfassungen der Stellungnahmen aus ganz verschieden Bereichen finden sich z.B. hier
https://malagabay.wordpress.com/2017/09/22/the-atomic-comet-a-velikovsky-vindication/
https://malagabay.wordpress.com/2017/10/30/the-atomic-comet-self-propelled-footnote/

https://malagabay.wordpress.com/ ist eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration, sowas wie eine Endlagerstätte unkonventioneller Ideen.

Es ist leider kein Einzelfall, dass Thesen, die nicht aus dem Establishment der akademischen Welt geboren, sondern von Außenseitern vorgetragen werden, mehr noch als unter dem Widerspruch der orthodoxen Wissenschaft, unter der Verschlimmbesserung gläubiger Apologeten leiden, bei denen Miss- und Un-Verstandenes, gepaart mit missionarischem Eifer die jeweilige Idee vollends ins Abseits befördert.

Grenzgänger in dieser Hinsicht ist z.B. Laird Scranton ( https://lairdscranton.net/ ), der Velikowskys Ideen zur Herkunft des Venus als kometenähnliches Dingsda aus Jupiter ein ganzes Buch widmet. Ein Interview dazu gibt es auch: https://lairdscranton.net/laird-scranton-video/laird-scranton-velikovsky-ancient-catastrophes/

Wenn man aber feststellen muss, dass er bereits zum sogenannten "Sirius-Rätsel", dem Cargo-Kult der Dogon, zwei Bücher verbrochen hat ("The Science of the Dogon: Decoding the African Mystery Tradition" und "Sacred Symbols of the Dogon: The Key to Advanced Science in the Ancient Egyptian Hieroglyphs"), sowie mit einem weiteren Buch, "Point of origin : Gobekli Tepe and the spiritual matrix for the world's cosmologies" eine archäologische Falschmeldung fabulös zum Buch ausschmückt, kann man kaum erwarten, dass es sich lohnt, sich mit seinem Buch, "The Velikovsky Heresies: Worlds in Collision and Ancient Catastrophes Revisited" ernsthaft auseinanderzusetzen.

Das blöde an der Geltungssucht solcher Interpreten ist der Umstand, dass dadurch leisere Stimmen, die sich ebenfalls unorthodox - aber seriös - mit den von Außenseitern vorgebrachten Ideen beschäftigen, kaum noch wahrgenommen werden und ihre Überlegungen dazu zusammen mit den der lärmenden gläubigen Jünger verworfen werden.

Im Falle der Velikowsky-Ideen betrifft das z.B. Kenneth J. Dillon ( https://www.scientiapress.com/kenneth-j-dillon ), der mit "OSSO", steht für "The Outer Solar System Origin of the Terrestrial Planets" ( http://www.scientiapress.com/outer-solar-system-origin ) weit über Velikowsky hinausgedacht hat, ohne sich im eitlen Hühnerhof-Hickhack zwischen selbsternannten "echten" Wissenschaftlern und von denen gebrandmarkten "Pseudowissenschaftlern" mit Erbsenzählereien zu verzetteln.

Warum ich von Velikowsky nichts halte, hat ganz andere Gründe:
Ich halte es für grotesk, dass jemand, der der wissenschaftlichen Welt vorwirft, unkonventionellen Ideen grundsätzlich mit Ablehnung und Ausgrenzung zu begegnen, mit seinen Theorien selbst eine Karikatur eines der übelsten Auswüchse eben dieser wissenschaftlichen Welt darstellt.
Wer jeden Inhalt der menschlichen Kulturgeschichte, ob aus Altem Testament, anderen Religionen oder Mythologie wörtlich verstanden wissen will und sich als "rationale" und "wissenschaftliche" Erklärung jeweils eine passende kosmische Katastrophe dazu ausdenkt, der steht auf dem Boden des plattesten Materialismus seit Erfindung des Rades. Nein danke.

Gruß
Ulrich


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