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Feldpostbriefe ... bekanntes Verfahren (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier, Mittwoch, 03.04.2024, 19:05 (vor 254 Tagen) (3778 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Mittwoch, 03.04.2024, 19:21

Hallo!

Neulich besuchte mich ein urewiger Freund und lobte mir die Feldpostbriefe.
Dabei ging mir erstmalig auf, daß sich dessen Konzept in rein nichts von den frz. Prophezeiungen
des Europäischen Prophezeiungskanons aus (fiktiv) z.B. 1833 unterscheidet:
=>
Dort hätte eine leider nicht zu veririfizierende Elouise aus dem Massiv-Central
um 1750 auf ihrem Todeslager folgendes prophezeit:
- nach 1770 ein recht junger König
- der gut 20 Jahre später auf dem Schafott endet
- eine blutige Revolution, Priester ermordet und Nonnen geschändet
- gefolgt von einem kleinen und rundlichen Kaiser, der von einer Insel stammt
und im Winter fernab der Heimat die Krone verliert
- Russen und Preußen marschieren in Paris ein
- dann kehre jedoch ein wahrer König zurück, der ein "X" führe (= Karl X.),
- aber nur bis 3x10  (= 1830), dann verlöre er seine Krone wieder (= Rev. 1830)
- gleich danach bräche eine weitere Revolution aus, Marseille versinke im Meer,
- Feuer fiele auf das Sündenbabel Paris
- die Russen mit dem Zaren würden erneut Richtung Frankreich aufbrechen,
unterstützt von den Preußen, jedoch am Rhein scheitern
- der Papst hätte zuvor aus Rom fliehen müssen, er krönt
den neuen frz. König, der besonders fromm ist
- der Zar wird katholisch, sein Sohn König von Jerusalem
- das Klima ändert sich, die Winter sind milde und kurz, die Ernten reich, die Steuern niedrig

Das gleiche Schema wenden die Fälscher der beiden Feldpostbriefe (angeblich von 1914) an.
Ein ebenfalls (s. Elouise) nicht festzumachender "Franzose" hätte am Lagerfeuer
das Geschick Deutschlands wundersamerweise ganz präzise geschildert.
Und ein Soldat hätte das aufgeschrieben.
- Kriegserklärung Italiens 1915
- Kriegsende 1918
- Krieg wird verloren
- Revolution in Deutschland
- Inflation, Jeder wird Millionär
- ab 1932 ein Diktator
- nach 1938 ein weiterer Krieg
- diesmal ist Italien Verbündeter
- Diktaturdauer bis 1941
- gute Zeiten dann ab 1949

bzw. 2. Brief:

- Papst Pius XII. 1938 (!!)
- Kriegsende 1945
- Angriff der Russen im 3. Weltkrieg
- Riesenkatastrophe 1947/48
- Rußland verliert den Krieg
- Papst kommt nach Köln, das in Trümmern liegt
- dann folgen die Guten Zeiten

"Heroldsbach" (1949) ist eingewurstet:
"Da wird in Süddeutschland ein Platz sein, wo das Ereignis sein sollte,
wo die Leute von der ganzen Welt hinreisen, zu schauen
."
https://weltenwende.forum/index.php?id=55008

Hineingefälscht sind auch Aussagen der Fälschung "Ludovico Rocco"
aus dem Jahre 1849:
https://weltenwende.forum/index.php?id=58481
sowie:
https://weltenwende.forum/index.php?id=58482

Und da läßt sich auch der Betrüger Irlmaier nicht lumpen
und kopiert wiederum die Feldpostbriefefälschung:

" In Rußland - bricht eine Revolution aus und ein Bürgerkrieg.
Die Leichen sind so viel, daß man sie nicht mehr wegbringen kann von den Straßen
."

Worauf ich damit hinweisen will:
Eine Prophezeiungsfälschung aus 1833 - rückdatiert auf 1750, zählt ganz
wunderbarerweise völlig bis ins Detail korrekt, alle Begebenheiten
bis eben 1833 auf - unmittelbar gefolgt vom Endzeitangriff aus dem Osten,
er am Rhein scheitert - es bricht die Endzeitapokalypse herein,
gefolgt vom frommen Monarchen, gutem Wetter, reichen Ernten.

Denn von tatsächlichen Ereignissen nach 1833 KANN die Fälschung
ja keinen Schimmer haben!

Und so ergeht es auch den "Prophezeiungen" der Feldpostbriefe,
(der erste stammt wohl von 1941, der zweite von 1951)
bei denen ebenfalls auf den Zeitpunkt der Fälschung sogleich
der endzeitliche Russenangriff mit Apokalypse und die Guten Zeiten folgen.

Merke:
Auch hier kann der Autor der Fälschung nur vergangene Ereignisse
"prophetisch" aufzählen, er hat jedoch keinen blassen Schimmer von alledem,
was tatsächliches Geschehen nach dem Fälschungsdatum betrifft.

Und Irlmaier ja ebensowenig:
https://weltenwende.forum/index.php?id=57866

Grüße,
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


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