Hallo BB!
Bis 2020 galten die Feldpostbriefe als erstmals 1953 publiziert. Dann hat dankenswerter Weise @Randomizer auf die Paraphrase von Marcus Varena, veröffentlicht 1951, hingewiesen. Diese bietet aber nicht "die Briefe" sondern nur Teile dessen, was in "den Briefen" steht. Insofern bin ich bereit, Deiner Auffassung
(der erste stammt wohl von 1941, der zweite von 1951)
ein wenig zu folgen. @Randomizer hat ein Schema der Überlieferung aufgestellt, in dem die älteste Jahreszahl 1941 ist. Aber @Randomizer hat diese Datierung in seinem zweiten Beitrag nicht weiter ausgeführt. Ich bitte deshalb um einen Hinweis, falls ich einen Beitrag übersehen hätte, in dem die Bedeutung der Jahreszahlen der 1940er Jahre erläutert wird.
https://weltenwende.forum/index.php?id=54848
https://weltenwende.forum/index.php?id=54869
@Radomizer sagt sehr deutlich, dass seiner Ansicht nach die ganze Geschichte zu Anfang wohl eine eher vertrauliche und private Angelegenheit zwischen dem Schreiner Rill und seinem Arzt war (vergleiche hierzu auch die biographische Parallele zum Waldviertler). Möglicherweise hatte Rill ja auch bereits schlechte Erfahrungen mit allzuviel Publizität während der NS-Zeit gemacht (Verhöre durch die Gestapo?).
Gehst Du nun davon aus, dass Rill in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen sich mit dem "europäischen Prophezeiungskanon" beschäftigt hat, und dann 1941 mal einen ersten Brief sich phantasievoll ausgedacht, niedergeschrieben hat und zu seinem Arzt gebracht - und dann im Jahr 1946 nochmals "nachgelegt" hat? Und dann hat der Arzt - ob absichtlich oder unabsichtlich - eine Prophezeiungsverschwörung gestartet, zusammen mit einigen Patres und Mönchen und Publizisten und Frauen und Herren aus den Nachbardörfern (die von Rill auch mal was gehört hatten)? Und um die "Echtheit" unbedingt zu beweisen, hat dieses Team auch gleich Fotografien angefertigt und publizistisch diverse Kanäle eröffnet, damit die Wogen möglichst hochgehen sollen?
Oder war der eigentliche Fälscher ein reicher und hochgebildeter französische Freimaurer-Spion im deutschen Lager, mit übersinnlichen Kräften, der den armen Soldaten Rill als Instrument benutzt hat, daß dieser 30 Jahre in der Zukunft eine sich selbst verstärkende Prophezeiungslawine lostritt?
Man kann die Sache aber auch inhaltlich diskutieren. Wir nehmen an: alles ist "gefälscht" und hingebogen, weil alles schon mal da war im Kanon und in der Realität (Russen in Mitteleuropa) und man von neuem Angst machen möchte (warum eigentlich?), dass es nun bald wieder geschieht. Ist es dann die perfide professionelle Perfektion des Fälschers, dass er den ihm bekannten Elementen des Kanon noch ein paar unbekannte, von ihm extra erfundende Details hinzufügt, etwa dass der Krieg der Zukunft nur 28/58 Tage dauert - und die Russen ausgerechnet in Bayern einfallen (ja, gewiss will er dem Rill direkt Angst machen ...), wo zufällig gerade die Flüsse austrocknen, während in England und in den USA die Leute mit sich selbst beschäftigt sind etc.?
Mich interessieren die Feldpostbrief nicht sehr - nur ein klein wenig. Es besteht die Option, dass sie nicht vom 20. Jahrhundert handeln. Es kommt auf die Details an. Die kann man im Hinterkopf behalten und sie hin und wieder mit der Gegenwart oder mit der nahen Zukunft vergleichen. "Russland gegen Deutschland, Polen" und "gegen die Türkei". "Amerika mit sich selbst beschäftigt." Vielleicht stimmen diese Details, vielleicht stimmen sie nicht. Vielleicht sind sie Phantasie, vielleicht Fälschung, vielleicht Präkognition (von wem auch immer). Die Zeit wird es zeigen.
Ich respektiere Deine Ansichten. Ich teile sie nicht. Lügen und Fälschungen sind ein permanent vorhandenes Element der Geschichte, nicht nur im Bereich von Prophezeiungen. Das ist eine Herausforderung für den beobachtenden und wachen Zeitgenossen. Ich bewundere Dein immer noch vorhandenes Engagement in Sachen Enttarnung. Die Dinge geschehen und gehen ihren eigenen Gang - egal ob richtig oder falsch enttarnt.
MfG, IRAN (der auf den Mai 2024 wartet).