Weitere Ausführungen zu den Feldpostbriefen (Schauungen & Prophezeiungen)

Gelegenheitsleser @, Freitag, 03.05.2024, 12:36 (vor 225 Tagen) @ BBouvier (1795 Aufrufe)

Hallo BBouvier
hallo IRAN

beim letzten Text fiel mir erst nachher auf dass meine Schlußfolgerungen aus sechs Punkten bestehen und nicht wie in der Überschrift suggeriert aus 5 Punkten.
BB, nun zu deinen Überlegungen hinsichtlich Rocco und Leeb.

Dein Argument mit dem Rocco Auszug ist sicher schlüssig, doch sollte man in diesem Fall die Merkfähigkeit, eines einfachen Soldaten (und Schreiners) jener Zeit anzweifeln?
Wenn ja, dann sollte man das doch nicht nur auf diese einfache Rocco-Passage anwenden sondern auf beide Briefe.
Es ist sicherlich einfacher sich den Rocco Auszug zu merken als die vielen Zahlen und die mit ihnen verbunden Ereignisse.
Damit spannen wir aber auch den Bogen zu deinen Überlegungen hinsichtlich der Brüder Leeb.

Auf den ominösen Franzosen deutet zumindest der Eintrag "Laicus Tertiarius", im Mitgliederverzeichnis des Klosters, hin. (Bender)
Als französisch sprechender "Zivilist", denn er war ja kein echter Ordensbruder, wäre er theoretisch den Deutschen verdächtig gewesen, aber sicherlich nicht in dem Maße
dass er einem Verhör unterzogen wäre. Im Zuge der Auguststimmung und der Kriegserwartungen jener Tage darf man auch hier sicherlich nur von einem einfachen Gespräch ausgehen, welches wohl bald den Charakter einer kleinen Komödie annahm. Dass Leeb die ganze Nacht und ausführlich mit ihm sprach halte ich für ausgeschlossen, als ob Leeb nichts besseres zu tun hatte als sich den europ. Prophezeiungskanon die ganze Nacht runterbeten zu lassen.
Wie wir wissen hat man in den ersten Tagen und Wochen des Krieges massenweise Prophezeiungsliteratur unters Volk gebracht, falls Leeb grundsätzlich kein Interesse an solchem Quark hatte, dann wird er die Erzählungen des Franzosen wohl nicht länger als wenige Stunden im Gedächtnis gespeichert haben, geschweige denn Jahrzehnte später.
Hier kommen wir auch zu Rill der vermutlich als Einziger im Raum den Ausführungen offen und interessiert gegenüberstand, nicht auszuschließen ist auch die Möglichkeit dass Rill sich, noch während des Gesprächs oder kurz darauf, einfache Notizen machte. Im ersten Brief wurde ein vorheriger Brief erwähnt in welchem Rill bereits den Franzosen erwähnte, dieser Umstand könnte dafür sprechen dass Rill, von Anfang an, fasziniert war vom Franzosen und seine Aussagen vermutlich zeitig zu Papier brachte.

@IRAN, kurze Überlegung zu deiner Passage:


"ferne Zukunft" würde aus Sicht der späten 1930er Jahre gesprochen sein; ich vermute (!), dass bei Rill die Nazis und der drohende Krieg >ein Wiedererkennungserlebnis ausgelöst haben; er hat wohl (!) die Situation nach Kriegsausbruch 1939 als das "zweite Weltgeschehen" >begriffen; und er hat möglicherweise (!) damals dann erst die Briefe seinem Arzt gezeigt; könnte sein, dass er sie vielleicht nahezu >vergessen hatte, aber mit dem Aufstieg des 'Dritten Reiches' wurden sie wieder relevant für ihn. Er sah die Erzählungen des Franzosen >damit zusätzlich als "bewiesen" an und hat unter diesem Eindruck Bemerkungen sogar in der Öffentlichkeit riskiert. Das dritte >Weltgeschehen lag für ihn wohl sehr viel später: die Buben werden sich noch an mich erinnern. Er sagt meines Wissens nicht "sie werden >es erleben". Ich lese aber wegen dem genauen Wortlaut jetzt nicht nochmals die ganzen Texte durch.

Rill erwähnte immer wieder, später auch mündlich (?), die Warnung des Franzosen vor den "dunklen Männern, an der Zahl 7, die dieses Unheil bringen werden"..."sie sind auf der ganzen Welt verteilt..." Für mich wird hier vor dem Aufkommen des Kommunismus gewarnt, der ja bekanntlich dann "an der Zahl 1917" zuerst in Russland hoch kam, später folgten Länder auf der ganzen Welt verteilt (Irgendwelche Freimaurerverschwörungen halte ich für Blödsinn, zumal diese Behauptung, sofern von der Kirche in die Welt gesetzt, dann auch eindeutig als Solche benannt worden wäre.)
Setzt man dagegen die Aussage, zu den dunklen Männern (kommunist. Diktatoren), in Bezug zum dritten Weltgeschehen, dann wäre hier der Kreisschluss vollendet. Russland=>Kommunismus=>Angriff auf Europa. Rill hatte gar keine Ahnung wen oder was der Franzose damit meinte, doch schon nach der Machtergreifung der Nazis meinte Rill die Lösung gefunden zu haben. Ab jetzt posaunte er im Dorf lauthals "die schwarzen kommen alle an den Galgen", darauf wurde man auf ihn aufmerksam. Über diesen Gedankenumweg, in Verbindung mit der (Jahres)Zahl 1917, erhält die Aussage des Franzosen plötzlich an Authentizität.

P. Renner war als Außenstehender, schon 1941 an der ganzen Geschichte dran, weswegen sich für mich die Frage stellt ob er nicht persönlich weitere Nachforschungen und Befragungen der Fam. Rill durchführte? Zumindest ein Satz in seinen Missionsblättern würde darauf hindeuten "...ergänzte Rill den Bericht dahin, der Franzose hätte auch vom Krieg in Norddeutschland und am Rhein gesprochen."
Wenn der Franzose schon den Deutschen gegenüber so offen war, dann müsste er seinen Ordensbrüder weit mehr und detaillierter erzählt haben. P. Renner hätte, auch später als Beichtvater Ratzingers, durchaus die Möglichkeit gehabt an etwaige Aufzeichnungen ranzukommen.
Die Kirche bliebe somit bis heute als einzig brauchbare Quelle für die ganze Geschichte, ob ein Ausflug zum besagten Ottilienkloster nahe München überhaupt eine Information preisgeben könnte? (Ich weiß, die Briefe liegen dort nicht mehr!)


Mir ist bewusst dass meine Schlußfolgerungen das Mißtrauen von einigen hier nicht beseitigen werden, das ist auch gar nicht mein Ziel. Nur gibt es aus meiner Sicht doch nur sehr vage und dürftige Indizien die für eine spätere Fälschung sprechen, selbst Bosheit als Motiv machte nur Sinn wenn die Briefe im Anschluss einer breiten Öffentlichkeit zugeführt worden wären, doch auch dass blieb letztlich aus.


liebe Grüße
Gl.


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