Hallo,
Dieser historische Hintergrund dürfte nur wenigen bekannt sein, ist zum Verständnis aber nötig. Flüchtende bzw. verfolgte Päpste gabs eben schon in der Vergangenheit.
Quelle: Wikipedia
Pippinsche Schenkung
Die Bildung des Kirchenstaates, um 800
Papst Stephan II. nimmt von Abt Fulrad von Saint-Denis die Schenkungsurkunde Pippins entgegen.
Als katholischer König soll Pippin 754 die von den Langobarden zurückeroberten Gebiete dem Nachfolger Petri versprochen haben. In einer nicht erhaltenen kontroversen Urkunde von Quierzy soll er dem Papst das Dukat Rom, das Exarchat Ravenna, die Pentapolis, Tuszien, Venetien, Istrien und die Herzogtümer Spoleto und Benevent als kirchliche Territorien geschenkt haben. Dieses wurde als Pippinsche Schenkung bekannt − in Anlehnung an die um 800 datierte, gefälschte Konstantinische Schenkung − und ist die unsichere Grundlage des katholischen Kirchenstaats. Da die Schenkungsurkunde die Zeiten nicht überdauert hat, ist der Inhalt der Urkunde unbekannt, so dass die Pippinsche Schenkung von Historikern kontrovers diskutiert wird. Eine katholische Fälschung ist wahrscheinlich.
Renaissance
Im 15. Jahrhundert kamen weitere Gebiete um Parma, Modena, Bologna, Ferrara, Romagna und Perugia hinzu. Der Kirchenstaat reichte nun bis an die Grenzen des pippinschen Schenkungsversprechens und hatte unter Papst Julius II. seine größte Ausdehnung erreicht.
Die Bedeutung des Kirchenstaats als territoriales Herrschaftsgebilde sank ab dem 16. Jahrhundert wieder. Er konnte sich im Ringen um die Herrschaft in Italien nicht über andere Territorialherren in Italien erheben und war immer von anderen Großmächten abhängig. Zeitweilig gingen Teile des Kirchenstaates – etwa Ferrara oder Urbino – als erbliche Herzogtümer mächtiger Fürstendynastien gänzlich verloren, doch gelang es den Päpsten um 1600, diese Gebiete zurückzugewinnen.
Napoleonische Epoche
Der Kirchenstaat (englisch Papal States) und seine Nachbarn 1806
Im Verlauf der Französischen Revolution und während der napoleonischen Herrschaft über Europa verkleinerte sich das Territorium des Kirchenstaats zusehends. Die Städte Bologna und Ferrara wurden schon im Ersten Koalitionskrieg 1796 ausgegliedert und bildeten zusammen mit dem Herzogtum Modena zuerst die neu gegründete Cispadanische Republik, 1797 einen Teil der Cisalpinischen Republik (ab 1802 Italienische Republik und ab 1805 Königreich Italien). 1798 wurde in Rom die Römische Republik ausgerufen, die aber schon im Herbst 1799 unterging. Papst Pius VI. (1774–1799) starb als Gefangener Frankreichs in Südfrankreich, sein Nachfolger Pius VII. (1800–1823) konnte nicht wie üblich in Rom, sondern musste unter österreichischem Schutz in Venedig gewählt werden. Allerdings erreichte Pius VII. bald einen politischen Ausgleich mit Napoleon, der auch zur Wiederherstellung des Kirchenstaates 1801 führte. Dieser Kirchenstaat sicherte seinen Fortbestand vor allem durch das Konkordat mit Napoléon Bonaparte vom 15. Juli 1801. Höhepunkt dieser Ausgleichsphase war die Kaiserkrönung Napoleons in Anwesenheit des Papstes am 2. Dezember 1804.
Die Weigerung des Papstes, einem Bündnis gegen Großbritannien beizutreten, führte jedoch wenige Jahre später zum Konflikt mit dem französischen Kaiser. Im November 1807 rückten wiederum französische Truppen in den Kirchenstaat ein, die im Februar 1808 Rom besetzten.
Am 7. Mai 1809 erklärte Napoléon Bonaparte in Wien, dass Papst Pius VII. als weltlicher Herrscher aufgehört habe zu regieren, was faktisch die Annexion des Gebietes durch Frankreich bedeutete. Förmlich regelte sein Dekret vom 17. Mai die Eingliederung.[4] Am 10. Juni 1809 fand die Vereinigung des säkularisierten Kirchenstaats mit dem französischen Kaiserreich (Departements Tiber und Trasimenus) bzw. mit dem napoleonischen Königreich Italien (Provinzen Urbino, Ancona, Macerata) statt. Nur die geistliche Macht wurde dem Papst belassen.
Da Pius VII. gegen diese Beschlüsse protestierte und am 10. Juni über jeden, der zu ihrer Ausführung mitwirken würde, den Bann aussprach, drang in der Nacht des 6. Juli der französische General Étienne Radet gewaltsam in den Quirinalspalast ein, verhaftete das Kirchenoberhaupt und brachte ihn mit seinem Staatssekretär, Kardinal Bartolomeo Pacca, erst nach Grenoble, dann nach Savona.[5] Der Papst wurde gefangen gesetzt und im Jahr 1812 in Fontainebleau in Frankreich interniert. Stattdessen erhielt Napoleons Sohn Napoleon Franz Bonaparte 1811 gleich bei seiner Geburt den Ehrentitel König von Rom.
Kirchenstaat nach 1815
Papst Pius IX. segnet letztmals 1870 seine etwa 20.000 Mann umfassenden Truppen auf dem Petersplatz, Fotografie vom 25. April 1870, Privatbesitz der Familie Burzagli
Anleihe des Kirchenstaates vom 9. Dezember 1818.[6]
Erst nach dem Sturz Napoleons 1814 konnte der Papst nach Rom zurückkehren. 1815 wurde Europa auf dem Wiener Kongress im Sinne der Restauration neu geordnet und dabei der Kirchenstaat in seinen Grenzen von 1797 – also unter Verzicht auf die früheren südfranzösischen Exklaven – wiederhergestellt. In dieser Zeit besaß der Kirchenstaat eine verhältnismäßig kleine Armee, nach Bisingers „Vergleichende Darstellung der Grundmacht oder der Staatskräfte aller europäischen Monarchien und Republiken“ (1823) umfasste sie etwa 9100 Mann, die in Civitavecchia stationierte Flotte besaß zwei Fregatten.[7][8]
In der Folgezeit besaß der Kirchenstaat in der gebildeten europäischen Öffentlichkeit – namentlich nach dem Tode Pius’ VII. 1823 – einen denkbar schlechten Ruf als Hort von Misswirtschaft, Reaktion und Unterdrückung, wie sie für Polizeistaaten typisch ist. Beispielhaft mag hierfür die Oper Tosca stehen. Pius VII. folgten Leo XII., Pius VIII. und Gregor XVI. (1831–1846).
1846 wurde Pius IX. Papst (und blieb es bis 1878). Er agierte anfänglich liberal (1846–1848) und wurde so zu einem Idol der Neoguelfen (des katholischen Flügels der italienischen Liberalen und Nationalisten des Risorgimento). Schon bald jedoch erfüllte er deren hochgespannte Erwartungen nicht mehr. Daraufhin kam es im Zuge der Revolutionen von 1848/49 in weiten Teilen Mitteleuropas auch in Rom zur Revolution. Der Papst musste fliehen. Am 9. Februar 1849 wurde im Kirchenstaat die Republik ausgerufen (vgl. Römische Republik 1849).
Ab April erfolgte eine militärische Intervention Frankreichs und Spaniens; im Juli war der Kirchenstaat wiederhergestellt. Seither verfolgte Pius IX. einen reaktionären, an die Politik Österreichs angelehnten Kurs. Diese Schutzmacht ging 1859 durch die Kriegsniederlage Österreichs gegen Frankreich und Sardinien-Piemont verloren; und da Frankreich lediglich die Region Latium um Rom militärisch abzusichern bereit war, schloss sich der Rest des bisherigen Kirchenstaates 1860 dem neuen Königreich Italien an.
Die zwischen Frankreich und Italien 1864 geschlossene Septemberkonvention verhinderte nicht, dass italienische Nationalisten um Giuseppe Garibaldi 1867 versuchten, Latium und Rom im Handstreich zu erobern. Deren Versuch scheiterte allerdings am Widerstand päpstlicher Truppen, darunter schweizerische Fremdenregimenter oder die aus niederländischen, belgischen und vor allem französischen Freiwilligen gebildeten Einheiten, die als Legion von Antibes und als Zuaven bekannt wurden.[9] Am 3. November 1867 besiegten von General Hermann Kanzler geführte Truppen des Kirchenstaates und in Frankreich rekrutierte Hilfstruppen in der Schlacht von Mentana die Truppen Garibaldis.
Als Frankreich seine Truppen, die es nach dem als Bruch der Septemberkonvention empfundenen Invasion Garibaldis und seiner Freischärler zum Schutz des Kirchenstaates wieder in Rom stationiert hatte, im Sommer 1870 in der Sitzungspause des Ersten Vatikanischen Konzils aufgrund der Kriegserklärung gegen Preußen aus Rom abzog, marschierten italienische Truppen unter König Viktor Emanuel II. fast kampflos im Kirchenstaat ein, entmachteten den Papst politisch und proklamierten wenig später Rom zur Hauptstadt Italiens. Pius IX., der sich daraufhin in die Vatikanstadt zurückzog, war somit der letzte Herrscher des Kirchenstaates.
Der Status der Vatikanstadt war zunächst ungeklärt (so genannte „Römische Frage“), jedoch blieb in ihr de facto die Herrschaft der katholischen Kirche bestehen, so dass sich ab 1870 die kirchlichen Verwaltungsorgane aus dem restlichen Kirchenstaat in der Vatikanstadt konzentrierten. Die Römische Frage (und damit auch die Stellung des Papstes und seines Verhältnisses zu Italien) wurde erst 1929 in den Lateranverträgen mit Mussolini geklärt. Danach beschränkt sich das weltliche Territorium der römischen Kirche auf die Vatikanstadt. Dem Vatikan als Nachfolger des Kirchenstaates wurde volle Souveränität und wieder der internationale Status eines eigenständigen Staates zuerkannt.
Anschluss Venetiens und des Friauls (1866) sowie des Kirchenstaats (1870)
Infolge der Niederlage Österreichs gegen Preußen in der Schlacht bei Königgrätz im Krieg von 1866, in dem Italien Verbündeter des Siegers war, jedoch bei Lissa und Custozza selbst traumatische Niederlagen erlitt, kamen Venetien und das Friaul gemäß dem Frieden von Wien vom 3. Oktober 1866 an Italien. Die offizielle Übergabe der Stadt erfolgte am 19. Oktober, Plebiszite bestätigten am 21. und 22. Oktober den Anschluss.
Entgegen den Bestimmungen der Septemberkonvention, die Italien 1864 mit Frankreich abgeschlossen hatte, wurde 1870 auch der dem Papst seit 1860 verbliebene Teil des Kirchenstaates angeschlossen. Daraufhin wurde Rom die neue Hauptstadt Italiens. Papst Pius IX., der seine weltliche Herrschaft damit verloren hatte, sah sich bis zu seinem Tod 1878 als „Gefangener im Vatikan“ und verbot Katholiken die Teilnahme am politischen Leben Italiens.[111] Die sogenannte Römische Frage belastete das Verhältnis zwischen Nationalstaat und Kirche noch bis zum Abschluss der Lateranverträge 1929 unter Mussolini.
Beste Grüsse vom Baldur